Deutschland: Warnstreiks bei der Bahn für Anfang der Woche angekündigt
Warnstreiks bei der Bahn kurz vor Weihnachten: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) brach die Tarifverhandlungen am Samstag in Hannover ergebnislos ab und kündigte Warnstreiks an. Reisende müssten schon zu Beginn der kommenden Woche "mit erheblichen Zugausfällen rechnen". Die Deutsche Bahn (DB) kritisierte den Abbruch der Gespräche als "völlig überflüssige Eskalation". Die parallel laufenden Gespräche mit der Lokführergewerkschaft GDL sollen am Dienstag fortgesetzt werden.
Die Arbeitgeber hätten nur Angebote vorgelegt, "die nicht den Forderungen unserer Mitglieder entsprachen", sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Am Verhandlungstisch sei derzeit "offensichtlich kein Abschluss möglich". EVG-Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal sagte: "Warnstreiks werden nun die Folge sein." Die Gewerkschaftsmitglieder seien "hochmotiviert".
Die Tarifgespräche in Hannover waren am Donnerstag in die entscheidende Runde gegangen. Die Gespräche seien am Samstagmorgen um 05.38 Uhr abgebrochen worden. "Wir haben uns mehrfach bewegt, am Ende fehlte aus unserer Sicht ein Prozent mehr angesichts der vom Arbeitgeber angebotenen längeren Laufzeit", sagte Rusch-Ziemba.
In der niedersächsischen Landeshauptstadt verhandelt die Bahn parallel mit der Lokführergewerkschaft GDL und der EVG. Beide Gewerkschaften fordern 7,5 Prozent mehr Geld und den Ausbau eines 2016 vereinbarten Wahlmodells, bei dem Beschäftigte zwischen Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung und mehr Urlaub wählen können. Insgesamt geht es um rund 160.000 Beschäftigte.
Die Gespräche mit der GDL seien einvernehmlich auf Dienstag vertagt worden und finden in Eisenach statt, teilte die Bahn mit. "Wir sind auf einem guten Weg und kurz vor dem Ziel", so DB-Personalvorstand Martin Seiler.
Die Bahn forderte die EVG auf, die Gespräche wieder aufzunehmen. Die EVG habe ein "7-Prozent-Paket" abgelehnt. Das Angebot der Bahn umfasse 6,7 Prozent inklusive Wahlmodell und Erhöhung der betrieblichen Altersvorsorge. "Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in der Weihnachtszeit", erklärte Personalvorstand Seiler.
Die DB habe alle EVG-Forderungen inklusive der Kernforderungen erfüllt. Zum DB-Angebot gehörten demnach eine Entgelterhöhung in Höhe von insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen und eine Einmalzahlung in Höhe von 500 Euro. Anstelle der zweiten Stufe sollte den Mitarbeitern erneut die Möglichkeit eröffnet werden, mehr Freizeit zu wählen.
Außerdem war nach Angaben der Bahn vorgesehen, dass der Arbeitgeberbeitrag zur betrieblichen Altersvorsorge um 1,1 Prozent steigt und die Reisezeit bei Firmenreisen vergütet wird. Auch für Nachwuchskräfte hätten sich beide Seiten bereits auf eine Vielzahl von Verbesserungen verständigt.
(S. Soerensen--BTZ)