Umfrage: Hälfte der Bahnkunden will bei Verspätungen früher entschädigt werden
Besseres WLAN im Zug und steigendes Angebot an Fahrten - aber zu hohe Preise und zu wenig Entschädigung bei Verspätungen: Die Kunden geben der Bahn sehr unterschiedliche Noten. Der ökologisch geprägte Verkehrsclub Deutschland (VCD) präsentierte am Dienstag seinen aktuellen Bahntest, eine Umfrage unter Verbrauchern, die in den vergangenen sechs Monaten eine Fernreise unternommen haben. Die Pünktlichkeit bleibe das "größte Qualitätsproblem", resümiert der VCD.
Nach der Entwicklung der Bahn in den vergangenen drei Jahren befragt sagten 39,8 Prozent, dass sich die Pünktlichkeit verschlechtert habe und 37,1 Prozent, dass Zugausfälle häufiger vorkämen. Bei der Höhe der Ticketpreise sehen sogar 65,3 Prozent der Befragten eine Verschlechterung. Verbessert haben sich unter anderem das WLAN im Zug, das sagten 58,6 Prozent, sowie die Möglichkeiten zur Ticketbuchung (56,1 Prozent) und auch das Angebot an Fahrten (29,9 Prozent). Mehrfachnennungen waren möglich.
Die Fahrgäste wünschen sich zudem bei Verspätungen eine frühere und bessere Entschädigung. So sprachen sich 55 Prozent der Befragten dafür aus, schon ab einer Verspätung von einer halben Stunde oder früher 25 Prozent des Preises zu erstatten, derzeit ist das ab einer Stunde möglich. Eine Erstattung von 50 Prozent des Ticketpreises will die Hälfte schon ab einer Stunde oder früher - derzeit sind es zwei Stunden. Der VCD forderte von der Bahn ebenfalls Entschädigungen schon ab einer halben Stunde Verspätung.
Außerdem wünschen sich rund 60 Prozent der Fahrgäste, bei Verspätungen besser über Anschlusszüge informiert zu werden. Im Schnitt geben die Bahnkunden dem Fernverkehrsangebot sowie der Pünktlichkeit der Züge im Fernverkehr nur die Note befriedigend. Die Studie des VCD beruht auf den Angaben von 560 Bahnkunden, die im Oktober online befragt wurden.
"Ein attraktives Bahnangebot ist zwingend erforderlich, wenn die Verkehrswende gelingen soll", erklärte die VCD-Vorsitzende Kerstin Haarmann. Die Deutsche Bahn müsse "umgehend die Fahrgastrechte stärken und ihre Informationspolitik bei Verspätungen verbessern".
Die Regierung müsse außerdem deutlich mehr in den Neu- und Ausbau des Schienennetzes investieren als bislang geplant, forderte der VCD-Referent Philipp Kosok. Nur so könne das ausgegebene Ziel erreicht werden, bis 2030 die Fahrgastzahlen bei der Bahn zu verdoppeln.
(N. Nilsson--BTZ)