Russischer Rechnungshof beklagt "gestohlene" Milliarden bei Roskosmos
Schlechtes Beschaffungsmanagement, auf Eis gelegte Projekte und "gestohlene" Milliarden: Der russische Rechnungshof erhebt schwere Vorwürfe gegen die Raumfahrtorganisation Roskosmos, die zuletzt mit dem Fehlstart einer bemannten Sojus-Rakete einen Rückschlag verkraften musste. "Wir haben ernsthafte Probleme bei Roskosmos", sagte der Vorsitzende des Rechnungshofes, Russlands früherer Finanzminister Alexej Kudrin, am Sonntag.
"Die Beschaffungsabläufe sind schlecht, die Preise sind zu hoch, viele Projekte sind unvollendet oder gestoppt, Finanzmittel bleiben auf Monate ungenutzt und mehrere Milliarden sind verloren - gestohlen - die Untersuchungen laufen", sagte Kudrin. Russischen Medienberichten zufolge listet ein Bericht für 2017 insgesamt 151 Unregelmäßigkeiten in Höhe von 785,5 Milliarden Rubel (rund 10,4 Milliarden Euro) bei dem staatlichen Unternehmen auf.
Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin selbst hatte beim Rechnungshof um eine Sektorenprüfung bei dem Raumfahrtkonzern und um Billigung eines Antikorruptionsplans für die Jahre 2018-2020 gebeten. Zuletzt musste die russische Raumfahrt mehrere Rückschläge verkraften. Dazu zählen der Verlust von Satelliten und 2011 der Absturz eines unbemannten Raumtransporters vom Typ Progress M-12M auf dem Weg zur ISS.
Am 11. Oktober traten bei einer bemannten Sojus-Rakete Probleme wegen eines Defekts an einem Sensor Probleme auf. Die beiden Raumfahrer Alexej Owtschinin und Nick Hague mussten notlanden. Die Sojus-Raketen sind gegenwärtig die einzige Möglichkeit, Menschen zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen. Dort hat derzeit der deutsche Astronaut Alexander Gerst das Kommando.
(H. Müller--BTZ)