Außenhandelsverband in Sorge vor Brexit-Votum im Parlament
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht die Gefahr eines chaotischen Brexit trotz der Einigung auf ein Abkommen noch nicht gebannt. Das Risiko, dass es zu einem "ungeordneten, harten Brexit" komme, bleibe "beachtlich", sagte IW-Direktor Michael Hüther nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. Grund sei das britische Unterhaus, das dem Abkommen noch zustimmen müsse. Dort verliefen die Konfliktlinien quer durch alle Parteien.
Bei einem harten Brexit drohten andernfalls eine massive Abwertung des Pfunds und Reallohnverluste, warnte Hüther. Das britische Parlament muss dem von den EU-Staats- und Regierungschefs am Sonntag gebilligten Abkommen noch zustimmen. Allerdings gibt es dort massiven Widerstand, und es ist offen, ob Premierministerin Theresa May eine Mehrheit für das Vertragswerk findet.
Auch der Präsident des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel (BGA), Holger Bingmann, sagte hierzu, zwar habe die EU zusammengehalten, "allerdings liegt der dickste Brocken noch vor uns". Das Abkommen bezeichnete er als "gelungenen Kompromiss, der den Weg bereitet, auch zukünftig in möglichst vielen Bereichen weiterhin eng und freundschaftlich zusammenzuarbeiten".
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, sagte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview ebenfalls, bei "etlichen deutschen Unternehmen" wüchsen die Sorgen vor einem Austritt Großbritanniens ohne Abkommen. "Über Jahrzehnte hinweg haben sich im EU-Binnenmarkt Lieferketten und Wertschöpfungsketten etabliert, die mit dem Brexit auf dem Spiel stehen", sagte der DIHK-Präsident der Zeitung.
(O. Karlsson--BTZ)