Staatliches Tierwohllabel kommt frühestens im Frühjahr 2020
Fleischprodukte mit einem staatlichen Tierwohllabel werden frühestens im Frühjahr 2020 im Handel erhältlich sein. Das Bundeslandwirtschaftsministerium will bis Herbst 2019 die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen für das Siegel schaffen, erste Produkte könnten dann "frühestens im Frühjahr 2020" auf dem Markt sein, sagte eine Ministeriumssprecherin am Dienstag. Die Grünen-Politikerin Renate Künast kritisierte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) als "Ankündigungsministerin".
Zuerst hatte BERLINER TAGESZEITUNG am Dienstag über den Zeitplan zum Tierwohllabel berichtet. Die Ministeriumssprecherin bestätigte die Pläne. Nach Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen könne "im Anschluss die Umstellung in den Betrieben auf eine Tierhaltung nach Tierwohlkennzeichenkriterien beginnen". Bis 2030 könnten 20 bis 30 Prozent der in Deutschland gehaltenen Nutztiere den Standard der drei Kennzeichenstufen erreicht haben.
Ein staatliches Tierwohllabel auf Fleischprodukten ist bereits seit längerem geplant - schon Klöckners Vorgänger Christian Schmidt (CSU) hatte an einem solchen Siegel gearbeitet. Kritik gibt es neben der schleppenden Einführung auch immer wieder an der vorgesehenen Freiwilligkeit des Systems.
Künast sagte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ), in einem aktuellen Interview, Klöckner "wollte alles besser als ihr Vorgänger Schmidt machen" und sei selbst auch nur eine "Ankündigungsministerin". Der Handel sei längst einen Schritt weiter, und Verbraucher wollten nicht "bis zum Jahr 2030 warten um bei 20 bis 30 Prozent der Produkte eine Kennzeichnung zu sehen". Klöckner müsse ihre Pläne für ein "freiwilliges Premium-Label beerdigen" - nötig sei vielmehr eine sofortige verpflichtende Haltungskennzeichnung für alle tierischen Produkte.
Viele Supermarktketten haben bereits eigene Kennzeichnungssysteme für ihre Fleischprodukte entwickelt, die über die Haltungsbedingungen der Tiere informieren. Auch sie kritisieren häufig, dass das geplante staatliche Label freiwillig sein soll. "Wir sprechen uns klar für ein verpflichtendes, staatliches Tierwohllabel aus, das alle Vertriebswege in der Wertschöpfungskette umfasst", sagte eine Sprecherin von Rewe nach BTZ-Information.
Der Deutsche Bauernverband mahnte erneut, die Landwirte dürften nicht auf den Kosten für das Siegel sitzenbleiben. "Höhere Standards bedürfen einer Honorierung", sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied hierzu. Nötig sei ein für Landwirte leistbares und ökonomisch tragfähiges System. Die Mehrkosten müssten über einen höheren Verkaufspreis am Markt erwirtschaftet werden.
(L. Andersson--BTZ)