NGOs und europäische Städte fordern europäische Dieselstrategie
Nichtregierungsorganisationen und der Verbund europäischer Städte Eurocities haben eine EU-weite Strategie gefordert, um die Luftverschmutzung durch Dieselfahrzeuge einzudämmen. "Drei Jahre nach dem Dieselskandal gibt es immer noch keine europäische Lösung", kritisierte William Todts vom Umweltverband Transport and Environment (E&T) am Dienstag in Brüssel. 43 Millionen "dreckige" Diesel-Fahrzeuge auf Europas Straßen müssten entweder repariert oder verschrottet werden.
E&T, Eurocities und die European Public Health Alliance (EPHA) hatten am Dienstag zu einem europäischen Diesel-Gipfel in der belgischen Hauptstadt geladen. Dieselfahrzeuge stoßen Stickstoffdioxid aus, das laut Bundesumweltministerium im Zusammenhang mit Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfall und Asthma steht.
Nach Angaben der Veranstalter des Diesel-Gipfels entstehen durch den Straßenverkehr in Europa jährlich 62 Milliarden Euro Kosten für die Gesundheitssysteme, von denen 52 Milliarden auf die Verschmutzung durch Dieselverbrennungsmotoren zurückzuführen sind.
Angesichts dessen brauche es eine europäische Strategie. Die Städte würden den gegenwärtigen Ansatz weiterverfolgen, Umweltzonen einzurichten und notfalls Fahrverbote auszusprechen, um Mensch und Umwelt zu schützen, erklärte Anna Lisa Boni von Eurocities. "Aber für eine stärkere Wirkung brauchen wir mehr Maßnahmen auf EU-Ebene", fügte sie hinzu.
Aktuell gebe es lediglich einen "stückweisen Ansatz", was dazu führe, dass schmutzige Dieselmotoren nicht nachgerüstet, sondern zunehmend nach Osten exportiert würden, bemängelte E&T-Chef Todts. Die Gipfel-Veranstalter forderten zudem, die Industrie an entstehenden Kosten zu beteiligen, ehrgeizigere CO2-Ziele zu formulieren und Programme zum Aufbau von Infrastruktur für alternative Antriebsarten zu fördern.
Die Automobilindustrie warnte unterdessen davor, die Dieseltechnologie grundsätzlich schlecht zu reden. "Es ist wichtig, dass wir aufhören, die Dieseltechnologie als Ganzes zu verteufeln", erklärte der Chef des europäischen Autoherstellerverbandes ACEA, Erik Jonnaert, am Montag.
Der ACEA-Chef verwies auf Tests von modernen Dieselfahrzeugen, die im Vergleich zur alten Dieselflotte deutlich weniger Stickstoffdioxid ausstießen. "Moderne Dieselfahrzeuge (...) werden eine wichtige Rolle dabei spielen, den Städten zu helfen, die Luftqualitätsziele zu erreichen", prognostizierte Jonnaert.
(O. Larsen--BTZ)