Vereinigung Cockpit dringt auf Tarifverträge für Ryanair-Beschäftigte
Im Streit über die Arbeitsbedingungen bei Ryanair fordert die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) rechtssichere Tarifverträge. Nur sie böten einen "belastbaren Schutz" vor den "perfiden Maßnahmen" des irischen Billigfliegers, erklärte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher am Montag. Er kritisierte die Schließung der Standorte Bremen und Eindhoven in den Niederlanden sowie die Verkleinerung des Standortes Weeze am Montag: Ryanair setze damit mehreren hundert Angestellten "die Pistole auf die Brust".
Entweder die dort Angestellten fügten sich ihrer Versetzung an einen anderen Ryanair-Standort, "weit entfernt von ihrem bisherigen Lebensmittelpunkt", oder sie akzeptierten die Kündigung, kritisierte Schumacher. Damit solle das Personal "gefügig gemacht werden", den Arbeitskampf abzubrechen, warf er Ryaniar vor.
VC verhandelt mit der Geschäftsführung der Airline über einen Tarifvertrag - beide Seiten streben laut Schumacher die Festlegung wesentlicher Eckpunkte bis Ende November an. Mitte November findet demnach eine Verhandlung unter Beteiligung zweier Schlichter in der irischen Hauptstadt Dublin statt.
Ryanair hatte die Schließung der Standorte Anfang Oktober angekündigt. Zur Begründung führte die Airline die Streiks von Piloten und Flugbegleitern und die deshalb gesunkenen Gewinne an. Ein niederländisches Gericht urteilte vergangene Woche, die Entscheidung scheine eine "Strafe" für die Streiks zu sein. Es verbot Ryanair, Beschäftigte an einen anderen Standort zu verlegen. 16 in Eindhoven stationierte Piloten hatten sich geweigert. Sie muss Ryanair vorerst weiter bezahlen.
Die Vereinigung Cockpit forderte am Montag, "in Zeiten immer stärkerer transnationaler Airlines im europäischen Binnenmarkt" müsse nationales und europäisches Recht daran angepasst werden. Es dürfe nicht sein, dass Firmen die Freiheiten des europäischen Marktes nutzen, um nationales Arbeitsrecht und damit die Rechte der Arbeitnehmer zu umgehen.
Deutschland und vier weitere EU-Länder hatten Ryanair am Freitag mit rechtlichen Konsequenzen gedroht, sollte das Unternehmen sich weigern, an seinen jeweiligen Standorten nationales Arbeitsrecht anzuwenden. Die fünf Arbeitsminister aus Deutschland, Belgien, Italien, Luxemburg und den Niederlanden forderten Ryanair-Chef Michael OLeary auf, in den kommenden Wochen in Absprache mit den Gewerkschaften eine Lösung zu finden.
(C. Fournier--BTZ)