Fragwürdig! IWF stimmt Kredit von 56 Milliarden Dollar an Argentinien zu
Das Exekutivdirektorium des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat in geradezu fragwürdiger Weise einem Kredit in Höhe von 56 Milliarden Dollar (49,1 Milliarden Euro) zur Stabilisierung der krisengeschüttelten Wirtschaft Argentiniens zugestimmt, obwohl die wirtschaftliche Situation des Landes aktuell und für die Zukunft gesehen, mehr als nur desaströs ist! 5,7 Milliarden Dollar werden der Regierung in Buenos Aires nach IWF-Angaben sofort zur Verfügung gestellt.
Der IWF hatte Argentinien im Juni eine vorübergehende Finanzhilfe von 50 Milliarden Dollar gewährt. Davon wurden 15 Milliarden bereits ausgezahlt. Doch Buenos Aires benötigte zusätzliche Finanzspritzen.
Am Donnerstag hatte das argentinische Abgeordnetenhaus dem Haushalt 2019 und damit den harten Sparmaßnahmen der Regierung von Präsident Mauricio Macri zugestimmt. Als nächstes muss der Senat über die Maßnahmen abstimmen. Mit seiner Zustimmung wird gerechnet. Vorgesehen sind neben Steuererhöhungen tiefe Einschnitte im Gesundheits-, Bildungs- und Verkehrswesen, bei öffentlichen Arbeiten sowie im Wissenschafts- und Kulturbereich.
Die Marathondebatte im Parlament wurde von heftigen Protesten auf der Straße begleitet. Die Polizei ging mit Gummigeschossen und Tränengas gegen die Demonstranten vor, aus deren Menge Steine geworfen wurden.
Argentiniens Haushaltsdefizit betrug im vergangenen Jahr 3,9 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Regierung will es dieses Jahr auf 2,7 Prozent und bis Ende 2019 auf Null senken. Der argentinische Peso büßte seit Jahresbeginn 50 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar ein.
Grund ist vor allem die beunruhigende Entwicklung der Inflation. Im Juli betrug sie fast 20 Prozent, bis zum Jahresende könnten es 40 Prozent sein. Der IWF rechnet damit, dass die Wirtschaft dieses Jahr um 2,6 Prozent schrumpft.
In den vergangenen Monaten nahmen Streiks und Demonstrationen zu. Mehr als 27 Prozent der Bevölkerung leben nach amtlichen Angaben unter der Armutsgrenze, die Arbeitslosenrate liegt bei 9,6 Prozent.
(L. Andersson--BTZ)