IWF warnt vor massiv steigenden Gefahren für gesamte Weltwirtschaft
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vor wachsenden Gefahren für das weltweite Wirtschaftswachstum gewarnt. Das Zeitfenster für die Stabilisierung der guten Konjunktur werde "enger", erklärte der IWF am Samstag bei seiner Jahrestagung in Indonesien. Die UN-Sonderorganisation begründete ihre Warnung unter anderem mit dem Verweis auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China, geopolitische Instabilität und Krisen in einigen Schwellenländern.
Auch die historisch hohe Staatsverschuldung könne "das Vertrauen und die Wachstumsaussichten weiter untergraben", warnte der IWF. Besonders alarmiert zeigte sich die Finanzinstitution mit Blick auf den Handelskonflikt zwischen Washington und Peking: Sollten sich die Spannungen der beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt weiter verschärfen, würden darunter "alle leiden". Derzeit befinde sich die Wirtschaft aber noch auf einem "beständigen" Wachstumspfad.
Der IWF betonte, dass "freier, fairer und für beide Seiten nützlicher" Handel mit Gütern, Dienstleistungen sowie Investitionen "wichtige Motoren" für Wachstum und Arbeitsplätze seien. Die Mitglieder des IWF würden deshalb keine "wettbewerbsbedingten Abwertungen" von Währungen vornehmen und die Wechselkurse nicht antasten.
US-Präsident Donald Trump hatte Peking zuletzt beschuldigt, seine Währung abzuwerten, um die Folgen der US-Strafzölle auf chinesische Importgüter abzumildern. Die Regierung in Washington will kommende Woche entscheiden, ob sie China in einem Haushaltsbericht als "Währungsmanipulator" bezeichnet. Für diesen Fall wird eine scharfe Reaktion aus Peking erwartet.
Der IWF hatte am Dienstag seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft um 0,2 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent für dieses und das kommende Jahr gesenkt. Am Samstag stellte der Währungsfonds weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Wachstums, Abwendung von Risiken und Verbesserung der Krisenfestigkeit der Weltwirtschaft an. Ziel sei die Erhöhung der "mittelfristigen Wachstumsaussichten".
Derweil wies US-Finanzminister Steven Mnuchin Warnungen vor negativen Auswirkungen des Handelsstreits auf die Weltwirtschaft zurück. Das Ziel der USA sei "sehr klar", sagte Mnuchin auf der IWF-Jahrestagung. Es gehe lediglich darum, "eine ausgewogenere Handelsbeziehung zu haben".
Das Bestreben von US-Präsident Trump, China mit Strafzöllen zu faireren Handelspraktiken zu bewegen, werde vielmehr einen positiven Effekt zeitigen, sagte Mnuchin. Wenn die US-Regierung erfolgreich sei, "ist dies sehr gut für US-Unternehmen, US-Arbeitnehmer, Europäer, Japaner, all unsere anderen Verbündeten, und gut für China."
Andere Teilnehmer der Jahrestagung konnten dieser Einschätzung wenig abgewinnen. "Ein Handelskonflikt wäre schlecht für alle Volkswirtschaften, nicht nur jene der USA und Chinas", sagte der Chef der japanischen Zentralbank, Haruhiko Kuroda.
China und die USA stecken seit Monaten in einem Handelskonflikt, überziehen sich gegenseitig mit Strafzöllen und immer neuen Drohungen. Die USA kritisieren vor allem das hohe Handelsdefizit mit China, außerdem wirft Präsident Trump der Volksrepublik Diebstahl geistigen Eigentums vor.
(K. Berger--BTZ)