Argentiniens Zentralbankchef Caputo tritt überraschend zurück
Mitten in der schweren Wirtschafts- und Währungskrise in Argentinien ist überraschend der Chef der Zentralbank zurückgetreten. Der Ökonom Luis Caputo gebe den Posten aus "persönlichen Gründen" ab, teilte die Notenbank am Dienstag mit. Experten gehen allerdings davon aus, dass es Unstimmigkeiten mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gab. Caputo hatte die Aufgabe erst im Juni übernommen.
Caputo ist ein Vertrauter des konservativen Präsidenten Mauricio Macri, er war vor seinem Amtsantritt als Zentralbankchef Finanzminister. Sein Rücktritt von der Spitze der Notenbank fällt mitten in die Zeit von Verhandlungen des Landes mit dem IWF über einen Ausweg aus der Krise. In der Mitteilung der Zentralbank hieß es am Dienstag, Caputo sei der Überzeugung, dass eine neue Einigung mit dem IWF das "Vertrauen" in die Finanz- und Währungssituation wieder herstellen werde.
Allerdings äußerte der Wirtschaftsexperte Gabriel Rubinstein die Einschätzung, dass es zwischen Caputo und dem IWF "Unstimmigkeiten über die Währungspolitik" gegeben habe. Der Experte Fausto Spotorno sprach ebenfalls von "Reibungen zwischen dem IWF und der Zentralbank". Seit Freitag habe es das Gerücht eines Rücktritts gegeben. "Für die Regierung hat ein Abkommen mit dem IWF Priorität."
Der IWF hatte Argentinien bereits vor einigen Monaten Hilfen in Höhe von 50 Milliarden Dollar (43 Milliarden Euro) bewilligt, die Regierung bemüht sich derzeit um eine raschere Auszahlung. Argentinien verpflichtete sich zu harten Einsparungen, gegen die sich in der Bevölkerung viel Unmut regt. Am Dienstag begann deshalb in Argentinien ein 24-stündiger Generalstreik.
Der argentinische Peso hat seit Beginn des Jahres 50 Prozent an Wert zum Dollar eingebüßt. Grund ist vor allem die beunruhigende Entwicklung der Inflation, bis zum Jahresende könnte sie 30 Prozent betragen. Das Land steht außerdem am Rande einer Rezession und hat ein hohes Haushaltsdefizit.
Am Montagabend waren in Buenos Aires zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Sparpolitik von Präsident Macri zu protestieren. Macri selbst ist derzeit in New York bei der UN-Generaldebatte. Dort kündigte am Montag eine weitere Zusammenarbeit mi dem IWF an. "Eine Staatspleite in Argentinien werden wir nicht zulassen", sagte Macri.
(P. Hansen--BTZ)