Deutschland: Teilnahme an Weiterbildung regional sehr unterschiedlich
Die Beteiligung an Weiterbildungsangeboten ist in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Bundesweit nahmen im Jahr 2015 im Schnitt 12,2 Prozent aller über 25-Jährigen an einer allgemeinen oder beruflichen Weiterbildung teil, wie eine am Dienstag von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Studie ergab. Dabei reichte die Spanne von 7,8 Prozent im Saarland bis zu 15,3 Prozent in Baden-Württemberg.
Auf Ebene der Kreise und Städte sind die Unterschiede noch größer. So nahmen laut der Stiftung beispielsweise in der Grafschaft Bentheim im Nordwesten Niedersachsens lediglich 2,3 Prozent der Bürger jährlich an Weiterbildungen teil. Dagegen lag die Quote in Landsberg am Lech im Südosten Bayerns mit 23 Prozent zehn Mal so hoch.
"Zu häufig entscheidet der Wohnort und die lokale Wirtschaftskraft darüber, ob sich jemand weiterbildet", kritisierte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Dabei bräuchten die Menschen gerade in wirtschaftlich schwächeren Regionen Fortbildung, "um ihre Chancen auf einen guten Arbeitsplatz zu verbessern".
Der vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung auf Basis der Daten des sogenannten Mikrozensus erstellte Weiterbildungsatlas zeigt auch auf, dass vor allem Geringqualifizierte sich selten weiterbilden. Lediglich 5,6 Prozent von ihnen nahmen an entsprechenden Angeboten teil, bei den als arm eingestuften Bürgern lag der Anteil bei 7,7 Prozent. "Damit Ärmere und Geringqualifizierte häufiger an Weiterbildungen teilnehmen, müssen sie besser beraten und finanziell gefördert werden", forderte Dräger.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ermittelte in seiner ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Weiterbildungsstudie, dass die allermeisten Berufstätigen, die sich weiterbildeten, sich wieder dafür entscheiden würden. Das gaben 85 Prozent der mehr als 17.000 befragten Absolventen mit einer Höheren Berufsbildung an - also mit einer Fortbildung zum Meister, Fachwirt oder Bilanzbuchhalter. 58 Prozent sagten, sie wollen sich auch in Zukunft weiterbilden.
Zentrale Motive sind für 66 Prozent der Befragten eine bessere Position im Job und für 46 Prozent mehr Geld. Gut 25 Prozent gaben auch an, Antrieb für die Weiterbildung sei auch, etwas Neues zu lernen und um den eigenen Horizont zu erweitern.
Das Lernen neben der Arbeit zahlt sich demnach aus: Fast zwei Drittel der Befragten sind nach der Weiterbildung aufgestiegen, haben mehr Verantwortung oder bekommen mehr Lohn. 85 Prozent sagten, sie könnten durch die Weiterbildung Zusammenhänge besser verstehen und souveräner auftreten. Weiterbildung sei eine "Investition in die eigene Zukunft mit hoher Rendite", erklärte der DIHK.
(S. Soerensen--BTZ)