Bund fordert Überprüfung des Rabattsystems bei der Deutschen Bahn
Angesichts sinkender Gewinne bei der Deutschen Bahn fordert der Bund eine Prüfung des aktuellen Rabattsystems. Die Bilanz zeige, "dass sich mit diesem Preismodell die Kosten nicht decken lassen", sage der Bahn-Beauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview vom Samstag. Der Vorstand müsse sich überlegen, ob er dieses Preissystem so fortführen könne. "Das Rabattsystem muss auf den Prüfstand", forderte er.
Womöglich profitierten von Sparpreisen und Sonderrabatten nur wenige, während die Mehrheit dafür einen höheren Normalpreis zahlen müsse, sagte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Ferlemann, weiter. Er sei "überrascht", wie viele Rabatte es gebe.
Für das erste Halbjahr hatte die Deutsche Bahn eine durchwachsene Bilanz vorgelegt. Obwohl sie mehr Fahrgäste und mehr Umsatz verzeichnete, sank der Gewinn spürbar. Angesichts der angespannten Lage rief Bahn-Chef Richard Lutz seine Vorstandskollegen kürzlich in einem Brandbrief zu einer besseren Zusammenarbeit und strenger Kostenkontrolle auf.
"Ich halte nichts davon, solche Briefe zu schreiben", sagte Ferlemann hierzu weiter. "Richard Lutz muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit das Unternehmen in der Öffentlichkeit beschädigt hat."
Den Befund des Bahnchefs hält der Bahn-Beauftragte jedoch für treffend: "Die Bahn hat ein Ertragsproblem. Sie verdient nicht genug, um aus dem Cashflow die nötigen Investitionen stemmen zu können. Sie müsste neue Schulden machen, und genau das funktioniert nun nicht mehr." Dem Bericht zufolge erwarten Aufsichtsrat und Bund auf der geplanten Klausurtagung im November ein Sanierungskonzept des Bahn-Vorstands.
(I. Johansson--BTZ)