Ryanair streicht wegen Streiks am Mittwoch 150 Flüge von und nach Deutschland
Piloten und Flugbegleiter von Ryanair an den deutschen Standorten wollen am Mittwoch die Arbeit niederlegen. Der irische Billigflieger strich daher 150 von 400 geplanten Flügen von und nach Deutschland. Das Unternehmen kritisierte den geplanten Ausstand als unnötig und inakzeptabel und drohte im Falle weiterer Streiks mit einem Stellenabbau.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi veröffentlichten ihren Streikaufruf am Montagabend zeitgleich. Sie riefen die bei Ryanair in Deutschland angestellten Piloten und Flugbegleiter auf, am Mittwoch ab 03.01 Uhr für 24 Stunden die Arbeit niederzulegen. Schon vor einem Monat waren die Piloten der Billigfluggesellschaft in Deutschland und anderen europäischen Ländern in den Ausstand getreten. Europaweit fielen damals 400 Flüge aus.
Die Gewerkschaften fordern bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Vergütung für die Beschäftigten. Ryanair habe noch immer "kein verbessertes Angebot unterbreitet", kritisierte VC. "Trotz des deutlichen Zeichens durch den Streik Anfang August herrscht immer noch Stillstand am Tariftisch."
Im Tarifstreit zwischen Ryanair und Verdi brachte auch eine zweite Verhandlungsrunde in der vergangenen Woche kein Ergebnis. Die derzeitigen Gehälter der Ryanair-Flugbegleiter bezeichnete Verdi als "so niedrig, dass sie nicht ausreichen, um einen auskömmlichen Lebensstandard zu sichern". Hinzu kämen "schlechte Arbeitsbedingungen und ein massiver Druck auf die Beschäftigten".
Ryanair reagierte erbost auf den Streikaufruf. Es gebe "keine Rechtfertigung für weitere Störungen", erklärte Pressesprecher Robin Kiely am Dienstag. Ryanair habe bereits örtliche Verträge und eine verbesserte Bezahlung angeboten. "Wir fordern unsere deutschen Piloten auf, diesen Mittwoch ihre Arbeit anzutreten."
Zugleich strich Ryanair vorsorglich dutzende Flüge. Die betroffenen Kunden würden informiert und könnten auf andere Flüge umbuchen, sagte Marketingchef Kenny Jacobs. Dass 250 Flüge stattfinden sollten, zeige überdies, dass es keine "mehrheitliche Unterstützung" der Streiks gebe.
Der irische Billigflieger drohte mit einem Jobabbau: Solche Arbeitskampfmaßnahmen würden zur Streichung von Standorten und Stellen für Piloten und Flugbegleiter führen, erklärte Jacobs. Der von VC angekündigte Streik werde das Geschäft von Ryanair schädigen und Jobs in Deutschland gefährden. Bezahlung und Arbeitsbedingungen für Ryanair-Piloten seien "erheblich besser" als bei anderen Airlines, die VC vertrete.
Im Juli hatte Ryanair bereits seinen Beschäftigten in Irland mit einer Verlagerung in Niedriglohnländer gedroht. So solle die Flotte in Irland verkleinert werden - zugunsten von Arbeitsplätzen in Polen, hieß es. Die Airline begründete die Entscheidung unter anderem mit rückläufigen Buchungen wegen der Pilotenstreiks in Irland.
(F. Schulze--BTZ)