Wirtschaftsexperten unterstützen mögliche EU-Strafzölle gegen die USA
Im Handelsstreit mit den USA haben deutsche Wirtschaftsexperten die klare Haltung der Europäischen Union begrüßt. "Angesichts der drohenden US-Strafzölle auf Autos muss sich Europa geschlossen und selbstbewusst zeigen", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem Interview. Die US-Autoindustrie warnte die Regierung von Präsident Donald Trump unterdessen vor dem Verlust von Arbeitsplätzen durch höhere Autozölle.
Die US-Branche sei "sehr besorgt", sagte Matt Blunt, der Vorsitzende des American Automotive Policy Councils, das die drei großen Hersteller Ford, General Motors und Fiat Chrysler vertritt. Es gebe "keine Beweise", dass Importe von Autos oder Autoteilen die nationale Sicherheit des Landes gefährdeten, sagte der frühere Gouverneur von Missouri am Donnerstag bei einer Anhörung im Handelsministerium. Dort warnten mehrere Industrievertreter vor einem Rückschlag für die US-Autobauer, der auch zu Stellenstreichungen führen könnte.
Die US-Regierung hatte Ende Mai die Prüfung von Strafzöllen auf Autoimporte eingeleitet und dies mit Bedenken zur nationalen Sicherheit begründet. Dieselbe Argumentation hatte das Weiße Haus zuvor auch bei den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium angeführt.
EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström warnte Trump am Donnerstag eindringlich vor Strafzöllen auf europäische Autos. Ein solcher Schritt wäre "katastrophal", sagte sie. Zugleich bestätigte sie, dass die Kommission in Brüssel zusammen mit den Mitgliedstaaten bereits eine Liste mit möglichen Vergeltungszöllen erstellt. Die "Wirtschaftswoche" berichtete unter Berufung auf Diplomaten, diese Vergeltungszölle könnten insbesondere Kohle, Pharma- und Chemieprodukte treffen.
DIHK-Präsident Schweitzer begrüßte, dass sich die EU entschlossen zeige. "Sonst besteht die Gefahr, dass Zugeständnisse Europas zu immer neuen Zumutungen aus den USA führen", sagte er hierzu weiter. Gespräche auf Augenhöhe verlangten deshalb, auf die Kosten eines Handelskriegs für die US-Wirtschaft hinzuweisen. Diese Kosten seien hoch: "Klar ist, Zölle und Gegenzölle kosten letztlich Arbeitsplätze und Investitionen auf beiden Seiten des Atlantiks."
Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält es für richtig, dass die Europäische Union Trump die Stirn bietet. Die nun ins Spiel gebrachten Sanktionen könnten eine spürbare Wirkung haben, sagte Fratzscher den Zeitungen. Die Größenordnung sei eine ganz andere: "Strafzölle auf Kohle, Chemie- und Pharmaerzeugnisse hätten eine wirtschaftliche Bedeutung."
(S. Soerensen--BTZ)