Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank sollen Ende 2018 auslaufen
Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre milliardenschweren Anleihenkäufe zum Ende des Jahres einstellen. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte am Donnerstag in der lettischen Hauptstadt Riga an, die EZB werde das Programm bis Ende Dezember schrittweise auslaufen lassen. Zwar habe die EZB ihre Prognose für den Anstieg der Verbraucherpreise erhöht - der Ausblick auf den wirtschaftlichen Aufschwung der Eurozone habe sich dagegen verschlechtert.
Bis Ende September will die Zentralbank weiterhin monatlich Staats- und Unternehmensanleihen im Wert von 30 Milliarden Euro kaufen. Zwischen Oktober und Dezember werde die EZB diesen Betrag auf monatlich 15 Milliarden Euro reduzieren und danach ganz aufhören, sagte Draghi weiter. Die Zinsen für die Papiere wolle die Zentralbank aber weiterhin zur Stützung der Konjunktur investieren.
Zuletzt hatte die EZB ihr Ankaufprogramm zu Beginn des Jahres reduziert, von zuvor 60 Milliarden auf nun 30 Milliarden Euro monatlich. Insgesamt hat die EZB seit Beginn des Programms im März 2015 schon mehr als 2,4 Billionen Euro zur Stabilisierung der Konjunktur in die Finanzmärkte gepumpt.
Nach der Ankündigung vom Donnerstag ging der Kurs des Euro auf Talfahrt. Am frühen Nachmittag war ein Euro noch 1,167 US-Dollar wert - ein Prozent weniger als die 1,182 Dollar vor dem EZB-Entscheid.
Die Chefökonomin des Londoner Wirtschaftsforschungsinstituts Capital Economics, Jennifer McKeown, erklärte: "Die Ankündigung der EZB, dass sie ihre Wertpapierkäufe im Dezember einstellen wird, ist wahrscheinlich etwas mutiger als die Märkte erwartet hatten." Dies werde aber gemildert durch das Versprechen, die Zinsen für mehr als ein Jahr zu stabil halten.
Die Leitzinsen sollen mindestens bis Ende des Sommers 2019 auf ihrem historischen Niedrigstand bleiben, wie Draghi ankündigte. Der Leitzins bleibt damit bei 0,0 Prozent, der Einlagezins für die Banken bei minus 0,4 Prozent. Damit bleibt der EZB-Rat bei seiner großzügigen Linie - die US-Zentralbank Federal Reserve hatte den Leitzins für die USA am Mittwoch um 0,25 Punkte auf 1,75 bis 2,0 Prozent angehoben. Es war bereits die zweite Erhöhung dieses Jahr.
Allerdings brummt die US-Wirtschaft derzeit, während die EZB ihre Wachstumsprognose für die Wirtschaft der Eurozone senken musste. Die Zentralbank reduzierte den Ausblick für dieses Jahr von 2,4 Prozent im April auf nun 2,1 Prozent. Grund seien der wachsende Protektionismus und die Spannungen in der weltweiten Handelspolitik, sagte Draghi. Hinzu kämen wachsende Schwankungen an den Finanzmärkten. Die Nachrichten aus der Wirtschaft seien zwar nicht mehr so gut wie noch vor drei Monaten, "aber sie sind noch überwiegend gut".
Dagegen erhöhte die EZB ihre Vorhersage für die Inflationsrate. Diese solle für 2018 und 2019 jeweils 1,7 Prozent betragen - deutlich näher an den angepeilten knapp zwei Prozent als die vorherige Prognose in Höhe von 1,2 Prozent. Der Anstieg der Verbraucherpreise wird derzeit vor allem von den steigenden Ölpreisen getrieben.
(W. Winogradow--BTZ)