Deutschland: Weniger Mieter werden zu Immobilien-Eigentümern
Der Schritt zur eigenen Immobilie ist für viele Bundesbürger zuletzt in weitere Ferne gerückt. Während vor fünf Jahren noch knapp 800.000 Haushalte ihre erste Wohnimmobilie kauften, ging diese Zahl 2016 auf weniger als 600.000 zurück, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht. Laut einer Umfrage im Auftrag der Immobilienwirtschaft kommt für den Großteil der Bevölkerung ein Immobilienkauf in den kommenden Jahren nicht in Frage.
Nach Angaben des IW ging der Anteil der Haushalte, die ihre erste Immobilie kauften, vor allem in den Ballungsgebieten zurück: Nur knapp 1,2 Prozent der städtischen Haushalte erwarben demnach 2016 erstmalig Wohneigentum. Auf dem Land stieg der Anteil dagegen zuletzt wieder leicht auf 1,8 Prozent an.
Dass trotz der Niedrigzinsphase insgesamt immer weniger Mieter zu Eigentümern werden, liegt nach Einschätzung des Kölner Instituts vor allem an den Erwerbsnebenkosten wie der steigenden Grunderwerbsteuer und hohen Notar- und Maklergebühren. Immobilienkäufer bräuchten deshalb in Deutschland mehr Ersparnisse als in anderen europäischen Ländern.
Zumindest Familien sollten durch das von der großen Koalition geplante Baukindergeld bald finanziell entlastet werden. Dafür habe die Bundesregierung bis 2021 zwei Milliarden Euro veranschlagt. "Doch selbst wenn man die derzeit niedrigen Ersterwerberzahlen zugrunde legt, dürfte dieser Betrag kaum ausreichen", kritisierten die IW-Immobilienexperten.
Je nachdem, ob beim Baukindergeld auch Kinder berücksichtigt werden, die nach dem Hauskauf auf die Welt kommen, prognostiziert die IW-Studie allein für diese Legislaturperiode einen Finanzierungsbedarf von 3,25 bis 3,91 Milliarden Euro. Zudem setzt die Maßnahme dem Institut zufolge die falschen Anreize - es bestehe "die Gefahr, dass vor allem der Neubau in strukturschwachen Gebieten angekurbelt wird".
Auch die Mehrheit der Bundesbürger sieht das Baukindergeld einer Umfrage im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA -- dem Spitzenverband der Immobilienwirtschaft - kritisch. Lediglich 34,2 Prozent der Befragten glauben demnach, dass der Erwerb von Wohneigentum dadurch attraktiver wird. In den Gebieten mit sehr hoher Bevölkerungsdichte liegt die Quote mit 27,5 Prozent noch niedriger.
Generell wird Wohneigentum von der Bevölkerung derzeit negativ bewertet. Lediglich 14,8 Prozent der Befragten planen, in den kommenden fünf Jahren eine Wohnimmobilie zu erwerben, 55,4 Prozent wollen dies auf keinen Fall, weitere 24,5 Prozent eher nicht.
Nötig seien "schlankere Prozesse, schnellere Entscheidungen und mehr Effizienz beim Planen und Bauen", forderte ZIA-Präsident Andreas Mattner. Für die Civey-Umfrage im Auftrag des Verbandes wurden vom 31. Mai bis zum 5. Juni rund 5000 Menschen befragt.
(D. Fjodorow--BTZ)