Bundesdeutsche Wirtschaft dringt vor EU-Gipfel zum Brexit auf Klarheit
Die noch immer ungewissen Brexit-Folgen alarmieren die deutsche Wirtschaft. In einer gemeinsamen Erklärung mahnten der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) am Montag eine Annäherung beim Gipfeltreffen der EU mit der britischen Regierung Ende Juni an. "Unsere Unternehmen müssen bis Oktober Klarheit haben für ihre Planungen nach dem Brexit-Stichtag", forderte BDI-Präsident Dieter Kempf.
Großbritannien tritt Ende März 2019 aus der EU aus. Bei der Aushandlung der künftigen Beziehungen hatte es zuletzt aber gewaltig geknirscht: Entscheidende Hürden sind vor allem die Zukunft der Grenze zwischen Nordirland und Irland sowie Regelungen für den grenzüberschreitenden Handel und eine Zollunion mit der EU, nachdem Großbritannien wie geplant den EU-Binnenmarkt verlässt.
"Nur mit einer Einigung über die Zukunft und die Austrittsbedingungen erreichen wir die dringend nötige Übergangsphase", erklärte Kempf. "London sollte aus eigenem Interesse erkennen, dass wir Europäer nur gemeinsam in der Welt erfolgreich sein können - oder getrennt in der Bedeutungslosigkeit versinken."
Nach dem Brexit müsse es für deutsche Unternehmen genauso unkompliziert sein, Mitarbeiter in ihre Niederlassungen in Großbritannien zu entsenden, wie es für britische Unternehmen in Richtung Europäische Union der Fall sei, forderte BDA-Präsident Ingo Kramer. "Wir erwarten zum Gipfeltreffen Ende Juni, dass die Briten ihre nationalen Regelungen in diesem Punkt genauso großzügig gestalten wie die EU - das wäre faire Partnerschaft."
Vbw-Präsident Alfred Gaffal mahnte, Hauptziel der Verhandlungen müsse der Abschluss eines umfassenden Handelsabkommens zwischen der EU und Großbritannien sein. Um deutsche Unternehmen auf den nahenden Brexit vorzubereiten, veröffentlichten die Verbände am Montag einen Leitfaden, der 111 Fragen rund um die Auswirkungen des Brexit beantworten soll.
Das Treffen des Europäischen Rates Ende des Monats findet am 28. und 29. Juni statt. Dabei wollen die EU-Führungsspitzen auch im EU27-Format über den Brexit beraten.
(C. Fournier--BTZ)