EZB diskutiert in der nächsten Woche über ein Ende der Anleihenkäufe
Die Spitzen der Europäischen Zentralbank (EZB) wollen am Donnerstag kommender Woche darüber sprechen, wie sie das Ankaufprogramm für Staats- und Unternehmensanleihen beenden können. "Nächste Woche wird der EZB-Rat prüfen müssen, ob die Fortschritte ausreichen, um eine allmähliche Rücknahme unserer Ankäufe zu gewährleisten", sagte EZB-Chefökonom Peter Praet am Mittwoch in einer Rede in Berlin.
In den vergangenen drei Jahren hat die EZB Anleihen im Wert von mehr als 2,4 Billionen Euro aufgekauft. Durch die Geldschwemme sollen Wirtschaftswachstum und Inflation steigen. Beobachter sehen in der reinen Ankündigung, dass der 25-köpfige EZB-Rat über das Ende der Käufe spricht, schon ein Zeichen für Vertrauen in die Konjunkturerholung der Eurozone.
Noch pumpt die EZB jeden Monat 30 Milliarden Euro in die Finanzmärkte, terminiert bis Ende September - mindestens. Beobachter erwarten, dass sie die Anleihekäufe bis Ende des Jahres schrittweise reduzieren wird. Dieses Programm sowie die Nullzinsen sind Teil der Krisenmaßnahmen, mit denen die EZB die Wirtschaft der Eurozone seit der Finanzkrise stützt. Das Ziel ist eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent.
"Die Signale, die das Annähern der Inflation an unser Ziel anzeigen, haben sich verbessert", erklärte Praet. Trotz eines wackeligen Jahresbeginns sei die Wirtschaft nach wie vor stark.
Die Spitzen der EZB halten also an ihrer Zuversicht fest, obwohl die Handelsbeziehungen mit den USA so schlecht wie schon lange nicht mehr sind und Italiens neue Regierung für Aufregung an den Finanzmärkten sorgt. Dirk Schumacher, Ökonom bei der französischen Investmentbank Natixis, sagte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, die Äußerungen Praets seien "ein deutliches Zeichen dafür, dass die EZB trotz der Turbulenzen in Italien ihre Anlagenkäufe bis Ende des Jahres noch abbauen wird".
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone verlangsamte sich im ersten Quartal diesen Jahres auf 0,4 Prozent gegenüber 0,7 Prozent Ende 2017. Die Inflationsrate stieg stetig und lag im Mai bei 1,9 Prozent. Die neuesten Wachstums- und Inflationsprognosen wird die EZB ebenfalls nächste Woche Donnerstag auf einem Treffen in der lettischen Hauptstadt Riga veröffentlichen.
(K. Petersen--BTZ)