Albaner werden laut Studie auf Arbeitsmarkt am schwersten diskriminiert
Bewerber mit albanischen Wurzeln werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt am schwersten diskriminiert. Spanier hingegen werden sogar Deutschen gegenüber deutlich bevorzugt, wie eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) ergab. Die Forscher untersuchten die Rückmeldungen auf fiktive Bewerbungen von Menschen mit verschiedenen Migrationshintergründen.
In einem Feldversuch verschickte das Forscherteam zwischen 2014 und 2016 mehr als 6000 Bewerbungen für acht Ausbildungsberufe wie Koch, Mechaniker oder Industriekaufmann. Dabei wechselten die Forscher Merkmale wie das Herkunftsland der Eltern, das Aussehen und die Religionszugehörigkeit. Während von den Bewerbern ohne Migrationshintergrund 60 Prozent positive Rückmeldungen erhielten, waren es bei Bewerbern mit Migrationshintergrund nur 51 Prozent - bei gleicher Qualifikation.
Bewerber aus Europa oder Ostasien erhielten im Vergleich kaum weniger Rückmeldungen. Menschen mit Wurzeln in Afrika oder muslimischen Ländern wurden hingegen deutlich stärker diskriminiert. So erhielten von den Bewerbern mit albanischen Wurzeln nur 41 Prozent eine Einladung zum Bewerbungsgespräch, eine Bitte um Rückmeldung oder eine Nachfrage zur Bewerbung. Ähnlich schlecht schnitten auch Bewerber mit pakistanischen, dominikanischen, äthiopischen und marokkanischen Wurzeln ab.
Kurios: Die spanischstämmigen Bewerber, die die Forscher Alvaro oder Alma Martínez tauften, erhielten mit 73 Prozent positiven Rückmeldungen deutlich mehr als die deutschstämmigen. Sie waren damit Spitzenreiter vor Bewerbern mit Wurzeln in Japan, Polen und der Schweiz. Deutschland kam auf Platz fünf.
Wie die Forscher schlussfolgerten, stützen Personalentscheider ihre Bewerberauswahl weniger auf Leistungsunterschiede, sondern eher auf Kultur und Werte, die sie mit einer Gruppenzugehörigkeit verbinden. "Bewerber mit Migrationshintergrund werden nur dann benachteiligt, wenn die Werte der Menschen im Herkunftsland stark von denen der Deutschen abweichen." Bewerber, die aus Ländern mit Werten stammen, die den deutschen Durchschnittswerten ähnlich sind, würden dagegen kaum diskriminiert.
"Unsere Befunde zeigen, dass es vor allem die kulturelle Dimension der Einwanderung ist, die Ungleichheiten erzeugt", erklärten die Autoren Ruud Koopmans, Susanne Veit und Ruta Yemane. "Insbesondere in Zeiten des demografischen Wandels, in denen Unternehmen händeringend nach Fachkräften und Auszubildenden suchen, sollte es aber im Interesse aller sein, das Potenzial an qualifizierten Bewerbern in Deutschland voll auszuschöpfen und allen Menschen eine faire Chance auf einen Arbeitsplatz zu geben – unabhängig davon, welchen Namen sie tragen und ob ihre Eltern einst aus einem anderen Land zugewandert sind."
(D. Fjodorow--BTZ)