Wirtschaftskrise Türkei - Türkische Zentralbank vereinfacht Zinspolitik
Angesichts des dramatischen Verfalls der türkischen Lira hat die Zentralbank in Ankara verkündet, ihre Zinspolitik zu vereinfachen. Wie die Notenbank am Montag mitteilte, wird vom 1. Juni an der Einwochenzins der Schlüsselzinssatz sein - statt wie bisher der Spätausleihungssatz. Die Lira reagierte positiv auf die Entscheidung und stieg bis zum frühen Nachmittag um fast drei Prozent auf 4,56 Lira zum Dollar und 5,32 Lira zum Euro.
Am vergangenen Mittwoch hatte die Zentralbank angesichts des dramatischen Verfalls der Lira den Spätausleihungssatz um 300 Basispunkte auf 16,5 Prozent angehoben. Zuvor hatten die Ankündigung von Präsident Recep Tayyip Erdogan, nach den anstehenden Wahlen die Kontrolle der Regierung über die Geldpolitik stärken zu wollen, für Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank gesorgt und Anleger in Unruhe versetzt.
Nach Ansicht von Ökonomen kann nur eine Anhebung der Leitzinsen die Talfahrt der Lira beenden. Erdogan lehnt eine Anhebung der Zinsen jedoch ab, um das Wachstum der Wirtschaft nicht zu gefährden. Nach der Intervention der Zentralbank versicherte er aber, dass sich die Regierung auch in Zukunft "an die globalen Prinzipien der Geldpolitik" halten werde. Vizeregierungschef Mehmet Simsek sprach der Zentralbank seine "volle Unterstützung" aus.
Die türkische Zentralbank verwendet seit Jahren ein unübersichtliches System aus einer Vielzahl an Zinssätzen. Mit ihrer Entscheidung von Montag schließt sie eine zuvor eingeleitete Vereinfachung des Systems ab. Laut ihrer Mitteilung wird fortan der Spätausleihungssatz gleich dem Einwochenzins sein. Zwei weitere Leitzinssätze sollen demnach 150 Basispunkte über oder unter dem neuen Schlüsselzinssatz liegen.
(T. Jones--BTZ)