Hälfte der deutschen Unternehmen gibt Langzeitarbeitslosen keine Chance
Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen würden trotz Fachkräftemangels keine Menschen einstellen, die länger als ein Jahr arbeitslos waren. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte, berücksichtigt jedes siebte Unternehmen (14 Prozent) gar keine Arbeitslosen im Einstellungsprozess. 34 Prozent berücksichten Arbeitslose, solange sie nicht länger als zwölf Monate ohne Job waren.
Die Daten aus dem Jahr 2016 stammen von einer regelmäßigen Arbeitgeberbefragung des IAB von mehr als 10.000 Unternehmen. 44 Prozent der befragten Firmen gaben an, dass sie auch Bewerber berücksichtigen würden, die mehr als ein Jahr lang arbeitslos waren. Zwischen 2011 und 2016 stieg diese Bereitschaft laut Auswertung zwar um elf Prozentpunkte an - allerdings schlage sich die Bereitschaft nicht im gleichen Maße in den tatsächlichen Neueinstellungen nieder.
Langzeitarbeitslose werden laut IAB in allen arbeitsrelevanten Kriterien - wie Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, fachliche Qualifikation und Arbeitsmotivation - deutlich schlechter eingeschätzt als Kurzzeitarbeitslose. Dabei seien die Einschätzungen von Betrieben, die bereits Erfahrung mit Langzeitarbeitslosen gemacht haben, sogar noch schlechter.
Die Untersuchung zeigt, dass die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit der Einstellung eines Langzeitarbeitslosen in den Jahren 2015 und 2016 bei im Schnitt 4,4 Prozent lag. Sie stieg auf acht Prozent, wenn es sich um eine Stelle ohne Berufsabschluss als Kriterium handelte. Das passe zu anderen Forschungsergebnissen, wonach ein Großteil der Langzeitarbeitslosen gering qualifiziert sei, wie das IAB schrieb.
Demnach finden sie am ehesten einen Job in kleinen Betrieben, die Schwierigkeiten haben, andere Bewerber zu finden und auf die Hilfe der Arbeitsagentur zurückgreifen. Außerdem sind ihre Arbeitsstellen häufiger von Hitze, Schmutz, Lärm und kurzfristiger Beschäftigung geprägt.
Um die Einstellungschancen von Langzeitarbeitslosen zu verbessern, rät eine Mehrheit der Unternehmen mit Erfahrung mit Langzeitarbeitslosen zu einer besseren fachlichen Qualifizierung und zu Maßnahmen für mehr Motivation und Belastbarkeit.
(L. Pchartschoy--BTZ)