Airline Air France nach Rücktritt von Konzernchef massiv in der Krise
Krisenstimmung bei der französisch-niederländischen Luftfahrtgruppe Air France-KLM: Nach dem angekündigten Rücktritt von Konzernchef Jean-Marc Janaillac brach der Börsenkurs des Unternehmens am Montag in Paris um 13 Prozent ein. Ein Ende des Tarifstreits mit den Gewerkschaften ist nicht in Sicht. Auch bei der französischen Bahngesellschaft SNCF stehen die Signale weiter auf Streik.
Janaillac hatte am Freitag seinen Rücktritt erklärt, nachdem die Mitarbeiter seinen Kompromissvorschlag zur Lösung des Tarifstreits abgelehnt hatten. Er sah zwei Prozent mehr Lohn in diesem Jahr und zusätzliche fünf Prozent für den Zeitraum von 2019 bis 2021 vor. Die Gewerkschaften fordern 5,1 Prozent mehr Lohn für dieses Jahr. Am Dienstag sind Kabinen- und Bodenpersonal zum 15. Mal seit Februar zum Streik aufgerufen. Air France streicht dann 20 Prozent der Flüge, am Montag waren es 15 Prozent. Die Gesellschaft bietet ihren Fluggästen kostenfreie Umbuchungen an.
Befürchtet wird, dass mit dem Rückzug Janaillacs auch der Strategieplan bei dem Konzern auf der Kippe steht. Damit wollte der Manager der wachsenden Konkurrenz durch Billigflieger und Airlines vom Golf begegnen. Der Börsenwert der Gruppe Air France-KLM beläuft sich auf drei Milliarden Euro. Bereits seit Jahresbeginn ist der Kurs des Unternehmens um fast 50 Prozent eingebrochen.
Auch bei der staatlichen französischen Bahngesellschaft SNCF kündigten die Gewerkschaften eine Fortsetzung ihrer Streiks an. Verhandlungen mit Regierungschef Edouard Philippe brachten nach Angaben der Arbeitnehmer-Vertreter keine Annäherung. Am Dienstag fahren wegen Streiks nur drei von fünf Hochgeschwindigkeitszügen TGV und drei von zehn Intercity-Zügen.
Premier Philippe kündigte ein neues Treffen mit den Gewerkschaften am 24. oder 25. Mai an. Bis dahin will die Regierung nach seinen Worten einen Vorschlag zum Abbau der Schulden bei der SNCF machen, die sich alleine bei der Netzsparte auf knapp 47 Milliarden Euro belaufen. Bis zum Ende der Amtszeit von Präsident Emmanuel Macron 2022 soll die Bahn eine ausgeglichene Bilanz vorweisen.
Macron will die SNCF ab 2020 wie von der EU beschlossen für den Wettbewerb öffnen und dafür grundlegend umbauen. Die Gewerkschaften fürchten eine schrittweise Privatisierung. Sie protestieren gegen die geplante Abschaffung des Eisenbahner-Statuts, das Frührenten und weitgehende Unkündbarkeit garantiert. Am Pariser Bahnhof Montparnasse machten erneut rund 200 Bahnmitarbeiter ihrem Unmut Luft und störten kurzfristig den Verkehr. Die Polizei löste die Kundgebung auf.
(L. Andersson--BTZ)