DGB-Chef Rainer Hoffmann warnt vor einem "digitalem Proletariat"
Angesichts der Digitalisierung der Wirtschaft hat der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, vor "moderner Sklaverei" gewarnt. Es entstehe "ein digitales Proletariat", wenn die Spielregeln für den digitalen Kapitalismus nicht grundlegend weiter entwickeln würden, sagte Hoffmann nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview vom heutigen Samstag. "Es kann nicht sein, dass der Acht-Stunden-Tag aufgelöst wird und es keine elfstündigen Ruhezeiten mehr gibt."
Hoffmann sagte, auch Menschen in einer Plattform-Ökonomie brauchten Pausen und müssten sozial abgesichert sein. Dazu müsse die Tarifbindung ausgeweitet werden. Der Fahrdienstleister Uber und andere Online-Vermittler weigerten sich aber, ihre Verantwortung als Arbeitgeber anzuerkennen. "Damit muss Schluss sein, da ist auch der Gesetzgeber gefragt", forderte der DGB-Chef.
In Deutschland arbeiten nach Schätzung des DGB insgesamt weit mehr als zwei Millionen Menschen in der sogenannten Plattform-Ökonomie. Bis zu eine Million davon sind Hoffmann zufolge als so genannte Crowdworker registriert, deren Dienste online einkauft werden können.
Nur ein Bruchteil dieser Beschäftigten könne von dieser Arbeit leben, kritisierte der DGB-Chef. Sie alle seien potenziell von Ausbeutung bedroht. "Wenn es eine Auflösung von Ort, Raum und Zeit gibt, wenn Arbeiten über Internetplattformen weltweit vergeben werden können, dann brauchen wir mindestens europäische Spielregeln, um Fehlentwicklungen zu begrenzen", forderte er.
(O. Karlsson--BTZ)