Kommission: EU soll Vorreiter bei künstlicher Intelligenz werden
Die Europäische Kommission möchte der EU zu einer Spitzenposition in Sachen künstlicher Intelligenz (KI) verhelfen. Deshalb stelle die Behörde 1,5 Milliarden Euro für die Erforschung und Entwicklung entsprechender Technologien bereit, sagte Digitalkommissarin Mariya Gabriel am Mittwoch in Brüssel. Außerdem sollen mehr Daten öffentlich zugänglich gemacht und klare ethische und rechtliche Rahmenbedingungen für künstliche Intelligenz geschaffen werden.
"Künstliche Intelligenz bringt enorme Veränderungen", sagte Gabriel. Doch Europa riskiere bei dieser wichtigen Technologie ins Hintertreffen zu geraten. Momentan sei das Niveau privater Investitionen in entsprechende Forschungsprojekte in Asien drei Mal und in Nordamerika fünf bis sechs Mal so hoch wie in Europa.
Bis 2020 seien deshalb zusätzlich rund 20 Milliarden Euro nötig, erklärte die Behörde. Um dieses Geld maßgeblich im privaten Sektor zu mobilisieren, stelle die Kommission 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Europäische Fonds für strategische Investitionen steuere weitere 500 Millionen Euro bei.
Zahlreiche EU-Länder haben bereits nationale Aktionspläne zur Förderung der Entwicklung von auf KI basierender Technologien auf den Weg gebracht. Die Bundesregierung plant in Zusammenarbeit mit Frankreich ein Zukunftszentrum für KI, das auf eine Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zurückgeht. CDU, CSU und SPD griffen die Idee in ihrem Koalitionsvertrag auf.
Nach Informationen von BERLINER TAGESZEITUNG erwägt die große Koalition außerdem die Einführung eines Rechtsrahmens für künstliche Intelligenz. Allerdings brauche es darüber hinaus auch internationale Standards, sagte der CDU-Digitalexperte Thomas Jarzombek der Zeitung. "Rein national werden wir den Herausforderungen von KI nicht gerecht."
Frankreich schreitet bei dem Thema bislang am entschiedensten voran. Ende März hatte Präsident Macron angekündigt, bis 2022 die Erforschung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz mit 1,5 Milliarden Euro aus der Staatskasse zu unterstützen.
Die aktuelle Ankündigung der Kommission geht einher mit einem Maßnahmen-Paket, um nicht personenbezogene Gesundheitsdaten europäischer Behörden zugänglich und verwertbar zu machen. "Daten sind die Basis künstlicher Intelligenz und müssen verfügbar sein, um innovative Technologien zu entwickeln", sagte Forschungskommissar Carlos Moedas.
Außerdem werde die Kommission bis Ende 2018 auf Grundlage der Charta der Grundrechte der EU ethische und rechtliche Leitlinien für die Entwicklung künstlicher Intelligenz vorlegen. "Wie jede revolutionäre Technologie kann künstliche Intelligenz neue ethische und rechtliche Fragen aufwerfen", erklärte die Behörde. Es gehe um wichtige Punkte wie Datenschutz und Haftbarkeit.
"Die Initiative der EU-Kommission, eine Strategie zum Thema künstliche Intelligenz zu entwickeln, ist richtig und überfällig", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Andreas Krautscheid. Nur so werde Europa nicht den Anschluss verlieren und zugleich die Einhaltung der hohen EU-Standards etwa beim Datenschutz sichergestellt. Auch Branchen- und Unternehmerverbände begrüßten den Vorstoß der Kommission.
(F. Burkhard--BTZ)