Entwicklungsminister Müller kündigt Siegel für faire Kleidung für 2019 an
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat für kommendes Jahr ein Siegel für fair und nachhaltig hergestellte Kleidung angekündigt. Der "Grüne Knopf" werde das erste staatliche Siegel dieser Art sein, sagte Müller nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, vom Dienstag. Das Thema faire Lieferketten sei weit mehr als Symbolik. Es gehe darum, die Globalisierung gerecht zu gestalten. Die Millionen von Menschen in der Textilproduktion müssten von Hungerlöhnen zu lebenssichernden Löhnen kommen.
Das werde mit dem Textilbündnis "tatsächlich" funktionieren, sagte Müller der Zeitung. Das Bündnis für nachhaltige Textilien war im Oktober 2014 gegründet worden. Ziel ist, in der gesamten Produktions- und Handelskette soziale und ökologische Mindeststandards einzuführen.
"Wir haben mit 34 Mitgliedern, einem Prozent Marktabdeckung und viel Gegenwind angefangen", sagte Müller hierzu. Heute engagierten sich bereits rund 150 Mitglieder mit 50 Prozent Marktabdeckung für Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen. Sie setzten rund 1500 Maßnahmen pro Jahr in den Bereichen Brandschutz, Gewerkschaftsrechte, Abwässer und nachhaltiger Baumwolle um. Nur wer dem Bündnis angehöre und sich den Regeln unterwerfe, werde das Siegel nutzen dürfen.
Forderungen nach einer gesetzlichen Regelung statt freiwilliger Verpflichtungen wies Müller erneut zurück. Damit "würden wir heute nicht weiter sein", sagte er der Zeitung. "Fair ist schick", sagte der Minister. "Die Hersteller werden es sich gar nicht leisten können, Produkte ohne Grünen Knopf anzubieten."
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast kritisierte, Müller habe wiederholt ein staatliches Textilsiegel angekündigt - "passiert ist nichts". Nun müsse der Minister erklären, welche genauen Kriterien das Siegel sichert. "Allein die Teilnahme am Textilbündnis, das ja keine allgemeinverbindlichen Kriterien aufstellt, kann es ja wohl nicht sein."
In Bangladesch jährte sich am Dienstag zum fünften Mal die Fabrikkatastrophe von Rana Plaza: Beim Einsturz des mehrstöckigen Komplexes waren damals mindestens 1138 Menschen getötet worden.
(U. Schmidt--BTZ)