Deutschland Spitzenreiter beim Recycling in Europa
Kein anderes europäisches Land recycelt so viel Müll wie Deutschland. Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ergab, liegt Deutschland mit einer Recycling-Quote von 66 Prozent vor Österreich (58 Prozent), Slowenien und Belgien (54 Prozent). Damit übertrifft Deutschland als einziges EU-Mitglied die geplante neue Recycling-Quote der EU - allerdings nur wegen einer ungenauen Rechenmethode.
Generell nimmt die Müllmenge in Europa ab - zwischen 2005 und 2016 um vier Prozent. Deutschland ist eine Ausnahme: Hier stieg der Müllberg in dem Zeitraum um elf Prozent. Jeder Deutsche produzierte 2016 im Schnitt 626 Kilo Müll. Damit war Deutschland EU-weit auf Platz vier. Spitzenreiter sind die Dänen mit 777 Kilogramm pro Kopf. Sie verwenden aber weniger als die Hälfte des Mülls als Rohstoff wieder.
Der EU ist das ein Dorn im Auge. Sie will, dass die europaweite Zielquote für das Recycling von 55 Prozent im Jahr 2025 auf 65 Prozent 2035 steigt. Im gleichen Zug soll die Berechnungsmethode für die Recycling-Quote vereinheitlicht werden: Aktuell gilt nämlich in vielen Ländern - darunter auch Deutschland - schon das als recycelt, was zur Wiederverwertung gesammelt oder vorsortiert wird.
Mit der neuen Regulierung würden nur noch die Abfälle als recycelt gelten, die die Sortierbetriebe tatsächlich als Rohstoff wieder verlassen. Unter diesen Voraussetzungen würde die deutsche Quote von 66 Prozent auf 52 bis 47 Prozent fallen. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Liegen keine Daten vor, können die Mitgliedsstaaten weiterhin bereits Müll nach einem frühen Sortierungsprozess als recycelt werten.
Um die EU-Ziele zu erfüllen, müssen sich viele EU-Staaten anstrengen. Nur zehn der 28 Länder würden bei ihren aktuellen Anstrengungen die Quote erreichen. Besonders kritisch steht es demnach um Malta, Rumänien, Griechenland und Zypern, die alle weniger als 20 Prozent recyceln. Auch Estland und Spanien kommen auf weniger als 30 Prozent. Auch Bulgarien, Irland, Frankreich und Finnland müssen ihre Anstrengungen laut IW-Studie deutlich vergrößern.
(A. Madsen--BTZ)