IWF sieht trotz Handelsstreits die Weltwirtschaft im Aufwind
Trotz der aktuellen Handelsstreitigkeiten erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) ein weiterhin kräftiges Wachstum der Weltwirtschaft. In einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Bericht sagt das Institut für dieses und das kommende Jahr ein globales Wachstum von jeweils 3,9 Prozent voraus. Damit hält der IWF an seinen vorherigen Prognosen vom Januar fest. Im vergangenen Jahr war die Weltwirtschaft um 3,8 Prozent gewachsen.
Weiterhin gebe es eine "starke Dynamik" in der globalen Konjunktur, konstatieren nun die IWF-Experten. Beflügelt wird das Wachstum nach ihrer Analyse vor allem von der Steuerreform in den USA. Sie habe über die Vereinigten Staaten hinaus einen stimulierenden Effekt.
Der Währungsfonds warnt aber auch, dass eine Zunahme des Protektionismus die Expansion der Weltwirtschaft "unmittelbar beeinträchtigen" und das Marktvertrauen schwächen würde. Neue Handelsschranken könnten dämpfend auf Produktivität und Investitionen wirken.
Den Rückgang der Börsenkurse im März als Reaktion auf die neuen US-Zölle sowie die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China bezeichneten die IWF-Experten als "warnende Erinnerung" daran, wie rasch Anlagewerte sinken könnten.
Die US-Regierung hatte im März Strafzölle auf Stahl und Aluminium verhängt. Davon ließ sie dann allerdings die EU und andere Partner vorläufig bis zum 1. Mai ausnehmen, um Zeit für Verhandlungen zu geben.
Parallel überzogen sich Washington und Peking mit gegenseitigen Ankündigungen von Strafzöllen auf zahlreiche Produkte. Allerdings gab es zuletzt auch zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt Signale der Entspannung. US-Präsident Donald Trump begrüßte vor einigen Tagen die Ankündigung des chinesischen Staatschef Xi Jinping, die Wirtschaft seines Landes stärker zu öffnen.
Der IWF sieht mittelfristig neben einer möglichen Zunahme des Protektionismus noch eine Reihe weiterer Risiken für die globale Konjunktur, darunter wachsende internationale Spannungen und Konflikte, etwa im Nahen Osten. Die Risiken seien miteinander verflochten, heben die Experten hervor. So könnte etwa eine wirtschaftliche Abschottungspolitik "die geopolitischen Spannungen vermehren".
Für die USA erwartet der IWF in diesem Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,9 Prozent, im nächsten Jahr von 2,7 Prozent. Das Institut schraubt damit seine Januar-Prognose um jeweils 0,2 Punkte nach oben. Mittelfristig erwartet der Fonds allerdings, dass sich das Wachstum in den Vereinigten Staaten wieder abschwächt, auf ein Niveau von etwa 2,3 Prozent. Trump hat sich drei Prozent zum Ziel gesetzt.
In seinem Bericht geht das Institut auch auf die Perspektiven für Deutschland ein, die es insgesamt positiv einschätzt. Für das laufende Jahr sagt der IWF eine Zunahme des deutschen BIP um 2,5 Prozent voraus, womit er seine Prognose vom Januar um 0,2 Punkte hinaufsetzte. Die Vorhersage für 2019 beließ das Institut unverändert bei 2,0 Prozent.
Der Bundesregierung empfahl der IWF, die gestiegenen Steuereinnahmen schwerpunktmäßig für Investitionen in die digitale Infrastruktur, in die Kinderbetreuung und die Ausbildung und Integration von Flüchtlingen zu nutzen. Das Wachstum könne durch verstärkten Zugang von Frauen und Ausländern zum Arbeitsmarkt befördert werden.
(I. Johansson--BTZ)