Massive Störungen im Flugverkehr durch beispiellose Panne bei Eurocontrol
Der Ausfall eines zentralen Computersystems der europäischen Flugsicherung Eurocontrol hat am gestrigen Dienstag zu massiven Störungen im europäischen Luftverkehr geführt. Wie die Organisation in Brüssel mitteilte, war ein System zum Datenaustausch und zur Koordinierung von Flugplänen betroffen. "Schätzungsweise die Hälfte" der geplanten 29.500 Flüge in Europa könnten durch den "Systemausfall" am Dienstag verspätet sein.
Wegen des Ausfalls würden "Notfallverfahren" genutzt, erklärte Eurocontrol am Nachmittag. Dadurch verringere sich "die Kapazität des europäischen Netzwerks um schätzungsweise zehn Prozent". Betroffen von der Panne war demnach das Enhanced Tactical Flow Management System (ETFMS). Durch dieses werden Flüge und Kapazitäten innerhalb des europäischen Luftraums koordiniert. "Die Flugsicherung direkt ist nicht betroffen und es gibt keine Auswirkungen auf die Sicherheit", erklärte Eurocontrol.
"So etwas hatten wir noch nie", sagte eine Eurocontrol-Sprecherin nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ), in einem aktuellen Interview. Zu den Ursachen des Ausfalls machte die Organisation zunächst keine Angaben. Am späten Nachmittag hieß es in einer weiteren Mitteilung, das Problem sei identifiziert. Demnach gingen durch die Panne alle Flugpläne verloren, die vor 12.26 Uhr (MESZ) in das System eingegeben worden waren. Eurocontrol forderte die Fluggesellschaften auf, die Flugpläne erneut in das System einzugeben. Die Organisation rechnete aber erst am späten Abend damit, dass sich die Lage wieder normalisiert.
Eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS) sagte, auch an Deutschlands Airports laufe alles "etwas langsamer". Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main hielten sich die Auswirkungen bis zum späten Nachmittag "in Grenzen", wie ein Sprecher der Betreibergesellschaft Fraport sagte. "Wir haben Verspätungen im Abflugbereich, aber nichts, was man als dramatisch bezeichnen würde. Die Pünktlichkeit liegt unter 80 Prozent."
Je nach Dauer der Störung schlossen aber weder Flugsicherung noch Fraport eine Verschärfung der Lage durch eine Art Dominoeffekt nicht aus. Es könne "ein Teufelskreis" in Europa entstehen, sagte die DFS-Sprecherin. "Wenn keiner abfliegt, kann auch keiner landen." Der Fraport-Sprecher empfahl den Fluggästen, sich im Internet über den Status ihrer Flüge zu informieren.
Eurocontrol ist eine zwischenstaatliche Organisation. Ihr gehören nicht nur die 28 EU-Staaten an, sondern auch Länder wie die Ukraine, die Türkei oder Georgien. Die Organisation beschäftigt gut 1900 Mitarbeiter.
(M. Taylor--BTZ)