Deutsche Dax-Unternehmenschefs kassieren Rekord-Vergütungen
21,15 Millionen Euro - so viel hat der Chef des Softwarekonzerns SAP, Bill McDermott, im vergangenen Jahr verdient. "Das ist der historische Höchststand unter allen Dax-Unternehmenschefs", sagte Michael Kramarsch von der Unternehmensberatung HKP bei der Vorstellung der Auswertung der Geschäftsberichte der Dax-Unternehmen am Freitag in Frankfurt am Main. Verglichen mit seinen Kollegen in den Chefpositionen der anderen Konzerne war McDermotts Gehaltssteigerung gigantisch.
Alle Vorstandvorsitzenden zusammengenommen kassierten 2017 im Schnitt 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. McDermott allein verdiente den Berechnungen von HKP zufolge 38 Prozent mehr - 2016 überwies SAP ihm noch 15,3 Millionen Euro. Maßgeblich dafür waren bei ihm Bonuszahlungen, die den Unternehmenserfolg über mehrere Jahre abbilden. Damit verdrängte er Ex-VW-Chef Martin Winterkorn von der ewigen Rangliste der Rekordverdiener. Dieser hatte 2015 15,9 Millionen Euro kassiert.
Nimmt man McDermott heraus, lag das Plus der Vorstandsgehälter der 29 Dax-Konzerne, deren Berichte bereits vorliegen, bei etwa einem Prozent. Das erscheint HKP-Partner Kramarsch "moderat" im Vergleich zum Anstieg der Unternehmensgewinne um 35 Prozent vergangenes Jahr. Im Durchschnitt verdienten die Chefs 7,4 Millionen Euro - auch ein Rekord.
Die Top-Verdiener nach dem SAP-Chef waren Dieter Zetsche vom Autokonzern Daimler mit 13 Millionen, Kurt Bock vom Chemiekonzern BASF mit 11 Millionen, Siemens-Chef Joe Kaeser mit 10,8 Millionen und Volkswagen-Chef Matthias Müller mit 10,3 Millionen Euro. Damit haben fünf Konzernlenker die "Schallmauer" von zehn Millionen Euro überschritten - so viele wie noch nie, wie Kramarsch betonte.
Positiv bewertete er, dass immer mehr Unternehmen die Vorstandsgehälter transparenter machen. Sie wiesen detaillierter die teils komplexen Lohnbestandteile der Chefs aus. Diese Pakete bestehen nämlich neben einem vergleichsweise niedrigen Grundgehalt von im Schnitt 1,5 Millionen Euro aus einjährigen Boni in Höhe von 1,7 Millionen, mehrjährigen Boni von 3,3 Millionen, einer betrieblichen Altersvorsorge von 0,8 Millionen und Nebenleistungen von 0,1 Millionen Euro.
Würden die Gehälter nur nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuches ausgewiesen, lägen sie deutlich niedriger. So errechnete HKP für alle Vorstandsmitglieder im Dax für die Jahre 2013 bis 2017 eine Lücke von 500 Millionen Euro - 100 Millionen Euro Vergütung und 400 Millionen Euro Altersvorsorge - die nach den gesetzlichen Maßstäben nicht veröffentlicht werden müssten. Der Grund für die neue Transparenz liegt Kramarsch zufolge im wachsenden Druck der Aktionäre. Die wollten genauer wissen, welche Boni für die Erreichung welcher Ziele die Vorstände bekommen. Deutlich geringer ist die Bereitschaft zur Offenlegung in den kleineren Unternehmen des M- und S-Dax.
Den Grund für die immer weiter ansteigenden Gehälter sieht Kramarsch in der sinkenden Verweildauer der Chefs. "Das ist wie bei Profi-Fußballern, die verdienen auch in kurzer Zeit sehr viel".
(M. Taylor--BTZ)