Britische Regierung wegen Umgang mit anstehender Hitzewelle in der Kritik
Die britische Regierung ist für ihren angeblich zu lockeren Umgang mit der bevorstehenden Hitzewelle in die Kritik geraten. Nachdem Premierminister Boris Johnson am Samstag eine Krisensitzung zu dem Thema schwänzte, sorgte am Sonntag sein Stellvertreter Dominic Raab für Empörung mit verharmlosenden Aussagen über die Hitze. Kritik daran kam unter anderem vom Verband der Rettungssanitäter, der warnte: "Das ist eine ernste Hitzewelle, die zum Tod von Menschen führen könnte."
Der demnächst aus dem Amt scheidende Johnson hatte am Samstag nicht an einer Hitze-Krisensitzung in der Downing Street teilgenommen und stattdessen eine Party mit Freunden im Landhaus des Premierministers in Chequers veranstaltet. Justizminister Raab erweckte dann am Sonntag den Anschein, sich über die Temperaturen zu freuen, die in der kommenden Woche erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in England die 40 Grad übersteigen könnten.
Natürlich gebe es Ratschläge für den Umgang mit der Hitze wie die Vermeidung von Sonne in den heißesten Stunden und die Nutzung von Sonnencreme, sagte Raab dem Fernsehsender Sky News. Aber "wir sollten den Sonnenschein genießen", fügte er hinzu. Das Land sei widerstandsfähig genug, um mit der Hitze umzugehen. Es gebe keinen Grund, Schulen zu schließen.
Dagegen sagte Tracy Nicholls vom Verband für Rettungssanitäter dem Sender Sky News, es handele sich keinesfalls "um einen schönen Tag in der Sonne, wo man Sonnencreme aufträgt und baden oder im Freien essen geht". Auch Regierungsmitglied Kit Malthouse warnte vor "bedeutenden Störungen" bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben und riet den Bürgern, möglichst zu Hause zu arbeiten.
Für Anfang kommender Woche befürchtet die britische Wetterbehörde Met ein Überspringen der 40-Grad-Marke und rief deshalb zum ersten Mal in der Geschichte die Hitze-Alarmstufe Rot aus. Der bisherige Temperaturrekord des Landes wurde 2019 mit 38,7 Grad erreicht. Wissenschaftlern zufolge nehmen Extremwetterereignisse wie Hitzewellen wegen des Klimawandels an Intensität und Häufigkeit zu.
T. Jones--BTZ