Biden-Regierung will binnen zehn Jahren alle Wasserleitungen aus Blei austauschen
Die Regierung von US-Präsident Joe Biden will binnen zehn Jahren landesweit alle öffentlichen Wasserleitungen aus Blei ersetzen lassen. Die US-Umweltbehörde EPA stellte am Donnerstag ein verschärftes Regelwerk zum Umgang mit Bleileitungen vor. Dadurch sollten "Kinder und gefährdete Gemeinschaften vor den negativen Auswirkungen von Blei im Trinkwasser geschützt" werden, erklärte die EPA.
Das Austauschen der Wasserleitungen ist ein riesiges und kostspieliges Unterfangen. Nach Angaben der EPA gibt es derzeit in den USA noch mehr als neun Millionen Leitungen aus Blei, mit denen Wasser zu Privathaushalten geleitet wird. Das betrifft der Umweltbehörde zufolge überproportional Gegenden, in denen Minderheiten wie Afroamerikaner und Latinos leben.
Ein Austausch aller Leitungen dürfte Schätzungen zufolge dutzende Milliarden Dollar kosten. Ein im November 2021 beschlossenes Infrastrukturpaket sieht 15 Milliarden Dollar (knapp 14 Milliarden Euro) für den Austausch von Bleileitungen vor.
Blei ist ein giftiger Schadstoff, der insbesondere für Kinder gefährlich ist. "Bei Kindern kann es der geistigen und körperlichen Entwicklung schwer schaden - es verlangsamt das Lernen und schadet dem Gehirn", erklärte die EPA. "Bei Erwachsenen kann Blei zu erhöhtem Blutdruck, Herzkrankheiten, einer verschlechterten Nierenfunktion und Krebs führen."
In den USA ist insbesondere ein Skandal um mit Blei verseuchtes Trinkwasser in der Industriestadt Flint im Bundesstaat Michigan bekannt. Die Stadtverwaltung hatte 2014 begonnen, Wasser aus dem mit Chemikalien verseuchten Flint-Fluss zur Trinkwasseraufbereitung zu nutzen. Das aggressive Wasser griff die alten Bleirohre an, wodurch das giftige Schwermetall ins Trinkwasser gelangte. Zuvor war teureres Trinkwasser aus dem nahegelegenen Huron-See bezogen worden.
Der Skandal wurde zum Symbol für Trinkwasserverseuchung, aber auch für soziale Ungerechtigkeiten in den USA. In der mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Stadt wiegelten die Behörden zunächst Beschwerden der Einwohner ab. Das änderte sich erst, als der Fall landesweit für Aufsehen sorgte und Umweltschutzbehörden Druck ausübten.
D. O'Sullivan--BTZ