Berichte über Umweltschäden: Vorwürfe gegen Zulieferer von BMW in Marokko
Berichte über Missstände bei einem wichtigen Zulieferer in Marokko bringen den deutschen Automobilhersteller BMW in Bedrängnis. Es stehe der Verdacht im Raum, dass der marokkanische Rohstoffkonzern Managem in der Mine in Bou Azzer große Mengen von giftigem Arsen in die Umwelt gelangen lasse, berichteten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung". BMW erklärte, die möglichen Verstöße ernst zu nehmen - entsprechende Untersuchungen seien eingeleitet worden.
Den Berichten vom Sonntagabend zufolge wurden bei Wasserproben im Umfeld der Mine extrem hohe Arsenwerte nachgewiesen. "Die Konzentration ist exorbitant hoch und stellt eine Gefährdung dar", sagte der Chemiker Wolf von Tümpling vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg, das die Proben analysiert hat.
Demnach ergaben Wasserproben in einem Flussbecken unterhalb der Mine Arsenkonzentrationen von über 18.000 Mikrogramm pro Liter - der WHO-Grenzwert für Trinkwasser liegt bei zehn Mikrogramm pro Liter. Auch Wasserproben in zehn Kilometern Entfernung von der Mine hätten noch "massiv erhöhte Arsenwerte" gezeigt.
Zudem erheben den Berichten zufolge aktuelle und ehemalige Arbeiter der marokkanischen Kobaltmine den Vorwurf, Managem halte internationale Standards zum Schutz von Arbeitern nicht ein und gehe gegen kritische Gewerkschaften vor. So seien Menschen dort beschäftigt worden, ohne zuvor geschult oder über mögliche Gesundheitsrisiken aufgeklärt worden zu sein. Vor Ort fehle es außerdem an ausreichender Schutzausrüstung.
BMW hatte 2020 mit Managem einen Vertrag über 100 Millionen Euro geschlossen. Dieser sieht die Lieferung von Kobalt vor, das der Autokonzern für den Bau von Batterien für seine Elektroflotte benötigt. Experten gehen davon aus, dass die geschilderten Zustände in der Mine im Konflikt mit deutschem Recht stehen könnten.
Seit Januar gilt in Deutschland das Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet, auf die Einhaltung internationaler Standards zu Menschenrechten und Umwelt entlang der eigenen Lieferkette zu achten. Konkret geht es etwa um Kinderarbeit und Ausbeutung. Das Gesetz gilt zunächst für Unternehmen mit mehr als 3000 in Deutschland Beschäftigten, ab 2024 kommen kleinere Firmen hinzu.
Unternehmen müssen nach dem Gesetz im eigenen Geschäftsbereich sowie bei ihren direkten Zulieferern Risikoanalysen vornehmen sowie Präventions- und Abhilfemaßnahmen schaffen. Außerdem müssen bei Menschenrechtsverletzungen Beschwerdemöglichkeiten eingerichtet und es muss transparent darüber Bericht erstattet werden.
Ein BMW-Sprecher sagte auf Anfrage, hohe Umwelt- und Sozialstandards seien "integraler Bestandteil" der eigenen Einkaufsbedingungen und würden weltweit für alle Lieferanten gelten. "Mögliche Verstöße nehmen wir ernst und gehen diesen nach. Dies gilt auch für die Bou Azzer Mine unseres Lieferanten Managem." BMW habe unmittelbar Untersuchungen gestartet und von Managem eine Stellungnahme eingefordert. Sollte ein Fehlverhalten nachgewiesen werden, werde BMW "unverzügliche Abhilfemaßnahmen seitens des Lieferanten einfordern".
Managem wies den Berichten zufolge alle Vorwürfe zurück. Die Firma, die überwiegend im Besitz des marokkanischen Königshauses ist, erklärte zudem, dass sowohl die Betreiber-Firma der Mine als auch die dort tätigen Sub-Unternehmen hohe Arbeits- und Sozialstandards einhielten.
P. Rasmussen--BTZ