Papst Franziskus fordert vor COP 28 globalen Aufbruch beim Klimaschutz
Wenige Wochen vor der UN-Weltklimakonferenz COP 28 hat Papst Franziskus die internationale Gemeinschaft zu einem deutlich entschlosseneren Kampf gegen die Klimakrise aufgerufen. Ihm werde mit der Zeit klar, "dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht", schrieb Franziskus in einem am Mittwoch veröffentlichten apostolischen Schreiben namens "Laudate Deum" (Lobet Gott). Scharfe Kritik übte Franziskus an der Leugnung des Klimawandels, die auch in der katholischen Kirche selbst anzutreffen sei.
In dem acht Jahre nach seiner Klima-Enzyklika und wenige Wochen vor der Ende November in Dubai beginnenden COP 28 veröffentlichten Schreiben rief Franziskus angesichts sich häufender Extremwetterereignisse zu "verbindlichen Formen der Energiewende" auf, die "effizient", "verpflichtend" und leicht zu überwachen sein müssten.
Deutliche Kritik richtete das Oberhaupt der Katholiken an Leugner des menschengemachten Klimawandels. Franziskus schreibt in dem im spanischsprachigen original zwölf Seiten langen Text von "abschätzigen" und "wenig vernünftigen Meinungen", die er "selbst innerhalb der katholischen Kirche" vorfinde. "Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor", fügte der Papst an.
Franziskus hatte Ende August eine Aktualisierung seiner 2015 veröffentlichten Klima-Enzyklika angekündigt. Das rund 200-seitige Schreiben namens "Laudato Si" (zu Deutsch: Gelobt seist Du) hatte der Papst 2015 vor dem Weltklimagipfel von Paris veröffentlicht. Darin hatte Franziskus die Verantwortung der Menschheit für den Klimawandel unterstrichen.
Dem Text wird heute ein Einfluss auf die später erfolgreich zu Ende geführten Verhandlungen über das Pariser Klimaschutzabkommen zugeschrieben. Er war auch Diskussionsgegenstand in wissenschaftlichen Fachblättern, was für religiöse Texte äußerst selten ist.
Die am 30. November beginnende Weltklimakonferenz in Dubai könne "ein Wendepunkt sein", schreibt Franziskus nun in "Laudate Deum". Ein solcher Wendepunkt könne beweisen, dass alles, was seit dem ersten Umweltgipfel in Rio de Janeiro im Jahr 1992 getan wurde, "ernsthaft war und sich gelohnt hat".
Der Papst drückte zudem seine Hoffnung aus, dass die COP 28 zu "einer deutlichen Beschleunigung der Energiewende mit wirksamen Verpflichtungen" führe. "Allein mit einem solchen Prozess wäre es möglich, die Glaubwürdigkeit der internationalen Politik zurückgewinnen", schreibt Franziskus weiter. Nur auf diese "konkrete Weise" werde es möglich sein, "das Kohlendioxid nennenswert zu reduzieren und rechtzeitig die schlimmsten Übel zu vermeiden".
Mit Blick auf das vielfach kritisierte COP-28-Gastgeberland, die Vereinigten Arabischen Emirate, schreibt Franziskus, der Golfstaat gelte zwar als "großer Exporteur fossiler Energie", habe aber "erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien" getätigt.
Franziskus warnte vor Mutlosigkeit mit Blick auf den Klimawandel. "Zu sagen, dass man sich nichts zu erwarten braucht, gliche einer Selbstverstümmelung", schreibt der Pontifex. "Denn es würde bedeuten, die gesamte Menschheit, insbesondere die Ärmsten, den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels auszusetzen."
O. Larsen--BTZ