Lemke mahnt bei neuer Abgasnorm Euro 7 zu Rücksicht auf Autobauer
In der Debatte über die geplante neue Abgasnorm Euro 7 hat Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zur Rücksichtnahme auf die Automobilindustrie gemahnt. "Insbesondere die von der EU-Kommission vorgesehenen extrem kurzen Einführungsfristen sehen wir dabei kritisch", sagte sie den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung" vom Donnerstag. Die Einführung von Euro 7 müsse "für die Industrie auch realisierbar sein, damit Arbeitsplätze erhalten und modernisiert werden können".
Die EU-Kommission hatte ihre Vorschläge zur Ausgestaltung der neuen Abgasnorm Euro 7 ab dem Jahr 2025 im November vorgestellt. Demnach sollen die Grenzwerte für Autos nur teilweise niedriger ausfallen als nach der seit 2015 maßgeblichen Abgasnorm Euro 6. Sie sollen aber in einer ausgeweiteten Form von Tests gemessen werden, bei denen Parameter wie Kälte oder kurze Fahrtstrecken berücksichtigt werden.
Den Kommissionsplänen zufolge sollen mit der neuen Norm außerdem auch Grenzwerte für Partikelemissionen durch den Abrieb von Bremsen und Reifen eingeführt werden, was auch Elektroautos betreffen würde. Die Vorschläge werden zunächst von EU-Parlament und Mitgliedstaaten diskutiert.
Aus der europäischen Automobilindustrie kam bereits Kritik an den Plänen. Die Frist zwischen Verabschiedung und Inkrafttreten der Norm sei für Hersteller wie Genehmigungsbehörden "zu kurz", erklärte etwa der Volkswagen-Konzern. BMW warnte wegen der Vorgaben vor Angebotsverknappung und Verteuerungen. Auch die neuen Testmethoden kritisierten die Hersteller.
Lemke sagte den Zeitungen, die Transformation der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität "muss voran gebracht und darf nicht behindert werden". Ihr Ministerium sehe "Licht und Schatten" bei der neuen Abgasnorm. Neben der Belastung für den Autosektor sei es aber "für den Schutz der Gesundheit unbedingt erforderlich", die Luftqualität in den Städten weiter zu verbessern.
A. Madsen--BTZ