Weitere Entwarnung in Mecklenburg-Vorpommern wegen Auswirkungen von Fischsterben
Angesichts der Sorge um die Auswirkungen des verheerenden Fischsterbens in der Oder auf das Stettiner Haff hat Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) eine weitere Entwarnung gegeben. "Die gute Nachricht ist, dass wir weiterhin keine toten Fische im Kleinen Haff haben", teilte Backhaus am Dienstag anlässlich einer Schaltkonferenz mit Naturschutzverbänden mit.
Auch die untersuchten Proben von frischem Fisch zeigten "keine Auffälligkeiten oder Schadstoffe". Er sei deshalb zuversichtlich, dass die vorsorgliche Empfehlung, Wasser aus dem Haff nicht zu nutzen und dort nicht zu baden, aufgehoben werden könne.
Das Stettiner Haff, auch Oderhaff und Pommersches Haff genannt, ist ein inneres Küstengewässer im Mündungsbereich von Oder und Peene. Durch das Haff verläuft die Grenze zwischen Polen und Deutschland. Der polnische Teil wird als "Großes Haff", der deutsche als "Kleines Haff" bezeichnet. Dem mit der Ostsee verbundenen Haff vorgelagert sind die Inseln Usedom und Wolin.
Die Ursache für das verheerende Fischsterben in der Oder ist nach wie vor unklar. In Polen war das Fischsterben erstmals am 28. Juli in der Region um Breslau registriert worden. Wenige Tage später wurden auch in Deutschland erstmals tote Fische beobachtet - ohne dass es zuvor Warnungen aus Polen gegeben hatte. Inzwischen wurden auch im deutschen Teil der Oder tonnenweise tote Fische geborgen.
"Die Indizien weisen darauf hin, dass die Katastrophe in der Oder vermeidbar gewesen wäre", erklärte Backhaus. Es hätten offenbar mehrere Umstände "in fataler Weise" zusammengespielt. Es sei inzwischen bekannt, dass in Polen regelmäßig salzhaltige Abwässer in die Oder geleitet würden. Die wasserrechtlichen Genehmigungen dafür seien aber offenbar nicht an die niedrigen Wasserstände angepasst, die aufgrund der geringen Niederschläge in weiten Teilen Deutschlands und Europas derzeit zu verzeichnen seien.
Satellitenbilder belegen laut Backhaus, dass es auf der Oder eine starke Algenblüte gab. Dabei könnte es sich um salzliebende sogenannte Goldalgen gehandelt haben. Diese könnten neben Sauerstoff auch ein Gift absondern, dass für Kiemenatmer tödlich sei. "Hoher Salzgehalt, Algenblüte und Gifte ergaben möglicherweise den Cocktail, der zu der Katastrophe führte", ergänzte der Minister. Die Goldalgen hätten inzwischen auch im Haff nachgewiesen werden können.
Fachleuten zufolge sei die Konzentration aber gering, das Vorkommen dieser Algen im Brackwasser des Haffs - dem Gemisch aus Salz- und Süßwasser - zudem nicht ungewöhnlich. Das Gift der Goldalgen wirke sich auch nicht auf die Gesundheit von Säugetieren und Menschen aus.
Bei den im Landeslabor Berlin-Brandenburg untersuchten Wasserproben wurden dem Brandenburger Umweltministerium zufolge die Höchstgrenze übersteigende Werte eines Pestizids gefunden. Es sei davon auszugehen, dass die in Frankfurt an der Oder gemessenen Anteile des Wirkstoffs Dichlorphenoxyessigsäure bereits stark verdünnt und gegebenenfalls an anderen Stellen im Oberlauf des Flusses in höheren Konzentrationen vorhanden gewesen seien.
Die Überschreitung der Werte über mehrere Tage habe mit Sicherheit einen Effekt auf Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen gehabt. Es sei jedoch nicht davon auszugehen, dass die nachgewiesene Dosis unmittelbar tödlich für Fische sei. In welchem Zusammenhang das Pestizid mit den gefundenen Algen, die ein Fischgift produzieren, stünden, werde noch untersucht. Es sei weiter davon auszugehen, dass es sich um ein multikausales Ereignis handeln könnte.
L. Andersson--BTZ