Umfrage: Jeder Siebte Bundesbürger plant den "Digital Detox"
Bei den Bundesbürgern wächst das Bedürfnis nach digitaler Selbstbeschränkung. Laut einer Umfrage der Postbank, die BERLINER TAGESZEITUNG am Mittwoch vorlag, möchten 14 Prozent in den nächsten zwölf Monaten weniger Freizeit online verbringen - vor einem Jahr planten das nur zehn Prozent. Und 75 Prozent wollen ihre private Internetnutzung zumindest nicht ausweiten.
Besonders beliebt ist "Digital Detox" - also die "digitale Entgiftung" - demnach bei den unter 40-Jährigen. Während 30 Prozent von ihnen weniger surfen möchten, sind es bei den älteren Deutschen ab 40 Jahren nur sechs Prozent. Insgesamt sind die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger im Schnitt 65 Stunden pro Woche online - fast neun Stunden mehr als noch vor einem Jahr.
Mit ihrer jährlichen Digitalstudie untersucht die Postbank unter anderem, welche Entwicklungen sich in den verschiedenen Lebensbereichen in Bezug auf die Digitalisierung abzeichnen. Für die diesjährige repräsentative Erhebung wurden im Januar und Februar 3048 Bundesbürger befragt.
"Mangels Alternativen verbrachten die Deutschen im Lockdown einen erheblichen Teil ihrer Freizeit im Netz", erklärte Thomas Brosch, Leiter Digital Vertrieb der Postbank, mit Blick auf die Corona-Pandemie. Doch auch wenn sich viele Aktivitäten - vom virtuellen Treffen mit Freunden bis hin zum Ausüben von Hobbys - auch online erledigen ließen, wollten viele dies "nicht zum Dauerzustand werden lassen". Dennoch sei damit zu rechnen, dass die in der Pandemie genutzten digitalen Angebote auch danach noch eine Rolle spielen werden.
Wer seine private Internetnutzung einschränken möchte, hat der Studie zufolge vor allem die sogenannten sozialen Medien im Visier: 43 Prozent der Deutschen mit "Digital Detox"-Plänen wollen sich laut Postbank bei Facebook, Instagram und ähnlichen Angeboten eher mal ausklinken. 31 Prozent möchten weniger Youtube-Videos anschauen, ebenso viele wollen weniger Online-Spiele nutzen.
Und 30 Prozent wollen sich allgemein weniger im Internet informieren. Letzteres gilt vor allem für die Befragten ab 40 Jahren. Von ihnen möchten 45 Prozent die Informationssuche im Netz reduzieren. Die unter 40-Jährigen wollen hingegen überdurchschnittlich oft ihre Nutzung von Social Media (47 Prozent) und Youtube (34 Prozent) einschränken.
Diese Vorsätze enden jedoch, wenn es um die Shopping-Lust geht: Während der Corona-Krise haben der Studie zufolge 34 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ihre Online-Einkäufe ausgeweitet. 35 Prozent der Deutschen erledigten im Lockdown sogar mehr als die Hälfte ihrer Einkäufe im Netz. Geordert wurden vor allem Bücher und Filme: 62 Prozent der Befragten kaufen diese Waren inzwischen eher online als im stationären Handel.
Besonders beliebt aber war die Verschönerung des eigenen Zuhauses. Im Corona-Jahr verzeichnete der Einkauf von Wohnaccessoires online die stärkste Zunahme aller Warenkategorien und stieg um neun Prozentpunkte auf 33 Prozent. "Die Corona-Krise hat den bereits zuvor bestehenden Trend zum Online-Shopping noch einmal beschleunigt", resümierte Brosch.
(F. Dumont--BTZ)