Verbände reichen Beschwerde gegen Apple beim Bundeskartellamt ein
Mit einer neuen Datenschutzfunktion bringt der US-Konzern Apple die Werbebranche gegen sich auf. Spitzenverbände der deutschen Medien-, Internet- und Werbewirtschaft reichten am Montag beim Bundeskartellamt eine Beschwerde gegen den iPhone-Hersteller ein. Sie kritisieren, dass das Unternehmen mit seiner Funktion "App Tracking Transparency" (ATT) seine Marktmacht missbrauche und gegen Kartellrecht verstoße.
Ein Sprecher des Kartellamtes in Bonn bestätigte den Eingang der Beschwerde; "das schauen wir uns jetzt an", sagte er. Über die Beschwerde hatte zunächst die "Financial Times" berichtet.
Die ATT-Funktion, die Apple ab dieser Woche umsetzen will, verpflichtet Anbieter von Apps künftig, standardmäßig ein sogenanntes Opt-In-Fenster anzuzeigen, wenn Nutzerdaten verarbeitet werden sollen. Das bedeutet, dass Nutzer aktiv zustimmen müssen.
Nach Angaben des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) müssen die App-Anbieter den Usern dabei "nach den Vorgaben von Apple erläutern, warum sie sie tracken wollen". Apps ohne ATT will Apple demnach nicht mehr genehmigen.
Durch diese einseitig auferlegten Maßnahmen schließe Apple "faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-Ökosystem aus", kritisierte der Verband. Gleichzeitig nehme der Konzern seine eigenen Dienste jedoch von den geplanten Änderungen aus und sammele "selbst erhebliche Mengen Nutzerdaten".
Der Beschwerde der acht Spitzenverbände angeschlossen haben sich unter anderem auch der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), die Organisation der Mediaagenturen (OMG) und der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).
Sie argumentieren, dass der Werbewirtschaft der Zugriff auf wettbewerbsrelevante Daten in unzulässiger Weise erschwert werde. Dies sei aufgrund der europäischen Datenschutzvorgaben nicht notwendig und gefährde gleichzeitig die Medienvielfalt.
Die ATT-Funktion soll mit einem Update des Apple-Betriebssystems iOS kommen, das weltweit auf hunderten Millionen von Geräten läuft. Apple-Chef Tim Cook hatte den Schritt jüngst in einem Interview mit der "New York Times" verteidigt: Es gehe um das Prinzip, das Nutzer individuell die Kontrolle darüber haben sollten, ob sie getrackt würden oder nicht.
Die deutsche Werbewirtschaft hält dem entgegen, dass sich insbesondere Online-Werbung auf mobilen Endgeräten in den vergangenen Jahren erfolgreich entwickelt habe und "in hohem Maße auf die tatsächlichen Interessen und Bedürfnisse der Nutzer angepasst ist und ihnen so entsprechende Mehrwerte bieten kann und als relevanter empfunden wird".
Zudem würden ersten Markterhebungen zufolge die Werbeeinnahmen der App-Entwickler signifikant sinken und damit gerade kleinere Anbieter in ihrer Existenz bedroht.
In den USA hat Apples Schritt bereits Spannungen zwischen dem iPhone-Konzern und dem Online-Netzwerk Facebook geschürt. Auch andere Internetriesen wie Google sind stark vom Geschäft mit digitaler Werbung abhängig.
(N. Nilsson--BTZ)