Jeder Dritte kann sich Leben ohne soziale Netzwerke nicht vorstellen
Mehr als jeder dritte Deutsche kann sich ein Leben ohne soziale Netzwerke nicht mehr vorstellen. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Digitalbranchenverbands Bitkom hervor. Demnach gehören Facebook, Instagram, Twitter und Co. für 38 Prozent der Menschen hierzulande selbstverständlich zu ihrem Alltag. Im Schnitt ist jeder Internetnutzer in drei Netzwerken angemeldet.
Besonders weit verbreitet ist die Social-Media-Liebe unter jüngeren Menschen. Bei den 14- bis 29-Jährigen kann sich etwa die Hälfte (49 Prozent) ein Leben ohne die sozialen Netzwerke nicht mehr vorstellen. Aber selbst in der Gruppe der Menschen über 65 Jahre ist inzwischen eine klare Mehrheit von 65 Prozent in mindestens einem angemeldet. Social Media dient den Ergebnissen der Umfrage zufolge vor allem der privaten Kontaktpflege, als Nachrichtenkanal und bei der Kommunikation mit Unternehmen. So pflegen zwei von drei Nutzern dort Beziehungen zu Freunden, Angehörigen und Kollegen. Etwa jeder Zweite informiert sich in sozialen Netzwerke über das Tagesgeschehen. Immerhin jeder Zehnte beschwerte sich dort schon einmal direkt bei Unternehmen.
Soziale Netzwerke seien "schon lange kein Jugend- oder Nischenphänomen mehr", erklärte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Sie hätten sich innerhalb weniger Jahre "zu einem festen Bestandteil unseres Lebens entwickelt". Die meistgenutzten Social-Media-Kanäle waren der Befragung nach Facebook und die Videoplattform Youtube. Bei Facebook waren in den vergangenen drei Monaten in etwa zwei Drittel aktiv, bei Youtube jeder Zweite. Gut ein Viertel nutzte das Foto- und Videonetzwerk Instagram, etwa jeder Fünfte den Fotodienst Pinterest und den Kurzbotschaftendienst Twitter.
Nach Einschätzung der Befragten wird die Bedeutung sozialer Netzwerke in Zukunft zunehmen. Zwei von drei Nutzern gehen demnach davon aus, dass Menschen dann noch mehr aus ihrem Leben dort teilen. Ein Drittel denkt, dass es bald möglich sein werde, sich in virtueller Umgebung mit Freunden zu treffen. Social-Media-Echtzeitkommunikation werde durch Funktionen wie Livestreams attraktiver, erklärte Rohleder.
Er ergänzte: "Die Entwicklung der sozialen Netzwerke ist noch lange nicht zu Ende." Rohleder forderte die deutsche Politik auf, "die Regulierung sozialer Medien zurückhaltend und mit besonderer Sorgfalt und Augenmaß anzugehen". Hilfen für die Nutzer statt Verbote müssten im Mittelpunkt staatlichen Handelns stehen. Eingriffe müssten sich auf jene Fälle beschränken, wo geltendes Recht verletzt werde.
Soziale Netzwerke waren zuletzt wegen ihrer Rolle bei der Verbreitung von Propagandainhalten, Falschmeldungen und Hetze unter stärkeren politischen Druck geraten. Facebook räumte vor etwa vier Wochen in den USA ein, dass die Verbreitung sogenannter Fakenews über seine Plattformen Risiken für demokratische Prozesse bergen könne.
Befragt wurden im Auftrag von Bitkom 1212 Internetnutzer über 14 Jahre, darunter waren 1011 Social-Media-Nutzer. Bitkom ist der Verband der deutschen Computer-, Internet-, IT- und Telekommunikationswirtschaft. Er vertritt mehr als 2500 Unternehmen mit mehr als zwei Millionen Mitarbeitern.