Telekommunikationstarife gegen Realität des Nutzerverhaltens
Telefonieren kostet fast gar nichts mehr und verliert an Bedeutung - Preistreiber ist die Datenübertragung: Das Vergleichsportal Verivox hat eine Überarbeitung der Tarifstruktur auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt gefordert. Seit 2007 sei die Zahl der Verbindungsminuten im Festnetz um 37 Prozent zurückgegangen, seit 2016 sei sie auch im Mobilfunk erstmals rückläufig, erklärte das Portal am Wochenende.
Stattdessen nutzten Verbraucher immer öfter datenbasierte Dienste wie Skype und WhatsApp zum Telefonieren und Kommunizieren. Jedoch hinke der deutsche Markt an dieser Stelle hinterher: "Dass heute zunehmend über Datendienste kommuniziert wird, bildet sich im Tarifgefüge nur unzureichend ab", kritisierte Verivox. Noch immer würden Verbraucher "ausgebremst", denn echte Datenflats ohne Drosselung seien ebenso eine Ausnahme wie die Übertragung von Daten- und Telefonbudgets innerhalb einer Nutzergruppe. "Die Tarifstruktur sollte von Grund auf überarbeitet werden", forderte das Portal.
Verivox gab auch einen Überblick über die Preisentwicklung seit der Öffnung des Telekommunikationsmarktes vor 20 Jahren. So senkte die Deutsche Telekom im Jahr 2000 den Minutenpreis tagsüber auf 18 Pfennig, 1998 waren es noch 52 Pfennig. Die Konkurrenz reagierte wiederum etwa mit kostenlosen Telefonaten unter Mobilcom-Kunden in derselben Stadt.
2004 startete der Wettbewerb mit Pauschaltarifen - damals bot Arcor die erste Flatrate im deutschen Festnetz für 19,95 Euro im Monat an. Erst 2005 stellte die Telekom ihre erste Telefon-Flatrate vor, in der günstigsten Version wurden monatlich 35,95 Euro fällig, wie Verivox erinnerte. Auch im Mobilfunk gehören die früher üblichen Minutenpreise mittlerweile der Vergangenheit an.