LTE: Deutschland als lahme Hinterwäldler beim Netzausbau
Bundeskanzlerin Angela Merkel "singt Loblieder" auf die Digitalisierung, es gibt selbstfahrenden Autos und sogar das Internet 4.0. in Realität. Doch beim Handy-Empfang in der Bundesrepublik Deutschland ist an vielen Orten "tote Hose" angesagt. Weniger als sechs von zehn Handynutzern (58,8 %) in Deutschland erreichen das Hochgeschwindigkeits-Netz LTE (LTE: Long Term Evolution, Langzeitentwicklung). Spitzen-Nationen wie Südkorea und Japan liegen bei weit über 90 Prozent, Deutschland trabt wie ein lahmer Esel hinterher.
Aktuelle Daten der EU-Kommission belegen sogar: Hightech-Staaten in Nordeuropa haben uns beim Handy-Empfang längst abgehängt! Dies stellt ein großes Problem, unter anderem für Transportunternehmen dar. „Telefonate mit Lkw-Fahrern auf der Autobahn werden ständig unterbrochen“, klagt hierzu Prof. Dirk Engelhardt, Chef des Logistik-Verbands BGL. „Erreichbarkeit ist essenziell.“
Auf ihren Wahlkampftouren merken das nun auch die deutschen Politiker. „Bin so viel unterwegs wie selten – und wundere mich, wie schlecht Mobilfunknetz flächendeckend ist“, schreibt Finanz-Staatssekretär Jens Spahn (37, CDU) über Twitter. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (61, Die Linke) lästert sogar jammervoll nach einem Wahlkampfauftritt: „Nur nette und aufmerksame Menschen, aber Funklöcher ohne Ende.“ FDP-Chef Christian Lindner (38) sagt dazu denn auch: „In manchen Teilen Deutschlands sind wir mehr Entwicklungsland als Hightech-Nation. LTE muss endlich selbstverständlich werden wie Strom oder fließend Wasser.“
Der zuständige Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur verteidigt sich: „Die Mobilfunkunternehmen haben die Aufgabe, die weißen Flecken zu schließen“, sagt Alexander Dobrindt (CSU) in einem Interview. Die Bundesnetzagentur kontrolliere die Fortschritte. So werde es auch bei der Versteigerung der noch schnelleren 5G-Frequenzen im kommenden Jahr sein, fügt Dobrindt offenbar süffisant drohend – in Richtung der Telekommunikationsunternehmen hinzu…
Laut einem Telefonica-Sprecher fehle das Geld für den Ausbau wegen der hohen Kosten für die Funkfrequenzen (60 Mrd. seit 2000). Auch Vodafone verweist auf Kosten für die Lizenzen. Der Präsident Bundesverbands der Deutschen Industrie, Dieter Kempf springt verbal den Netzdienstleistern bei und bemerkt: "Die Politik muss Investitionsanreize setzen und einen fairen Investitions- und Infrastrukturwettbewerb sichern“.
Ob derlei Geplänkel im Form von Schuldzuweisungen den deutschen Bürgern in ländlichen Gebieten, welche in Teilen ohne vernünftige Netzabdeckung ihren Alltag meistern müssen, auch nur Ansatzweise hilft, darf hingegen getrost bezweifelt werden! (K.Lepchiwa--BTZ)