Polizei: Unbekannte wollten Zahlungsdienstleister Wirecard erpressen
Der von heftigen Aktienspekulationen getroffene Zahlungsdienstleister Wirecard sollte nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit negativer Berichterstattung erpresst werden. "Wir haben am Freitag vor einer Woche um 7.30 Uhr ernstzunehmende Informationen von Wirecard erhalten, dass eine neue Shortattacke geplant ist und dass mit viel Geld versucht wird, Medienberichterstattung zu beeinflussen", sagte die Münchner Staatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview vom Montag.
Nach Informationen der Zeitung versuchte ein Mittelsmann, Journalisten in Großbritannien mit Millionensummen zu bestechen. Gleichzeitig habe er Wirecard gegen Zahlung einer ähnlichen Summe angeboten, die Berichterstattung zu verhindern. Dieser Verdacht sei nun auch Teil der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I rund um Marktmanipulationen. Wirecard selbst wollte die Informationen nicht kommentieren.
Die neuen Informationen waren einer der Gründe dafür, dass die Finanzaufsicht Bafin vor einer Woche Spekulationen auf fallende Wirecard-Kurse für zwei Monate verboten hatte: "Wir hatten diese Informationen von der Staatsanwaltschaft", sagte eine Bafin-Sprecherin dem "Handelsblatt". "Sie waren ein Baustein für das Verbot."
Die Londoner "Financial Times" hatte sei Ende Januar wiederholt über Betrugsvorwürfe und mögliche Zahlungsunregelmäßigkeiten bei Wirecard in Singapur berichtet. Wirecard weist die Anschuldigungen als verleumderisch zurück.
Sogenannte Short-Seller nutzten die Unsicherheit um den Dax-Neuling für Netto-Leerverkäufe. Sie liehen sich Anteilsscheine, stießen sie auf dem Markt ab und kauften sie später zurück. Damit wetteten die Spekulanten auf fallende Kurse. Die Wirecard-Aktie notiert immer noch etwa ein Drittel unter dem Wert vor der Berichterstattung.