Hacker stehlen vertrauliche Diplomatenberichte von EU-Behörde
Der diplomatische Dienst der Europäischen Union ist laut einem Zeitungsbericht von Hackern angegriffen worden. Wie BERLINER TAGESZEITUNG aktuell erfuhr, drangen Hacker in das Netzwerk der Behörde ein und stahlen dort tausende vertrauliche Diplomatenberichte unter anderem über Russland und China. Sicherheitsexperten zufolge ähnelt die Art des Angriffs den Methoden chinesischer Hacker. Die EU kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an.
Bei den meisten Berichten handelt es sich um Zusammenfassungen von Gesprächen etwa mit Staats- und Regierungschefs. Streng geheime Dokumente würden über ein anderes, stärker gesichertes Netzwerk verschickt. Dennoch geben die mutmaßlich gestohlenen Texte Einblicke in die europäische Diplomatie und deren Perspektive auf das Weltgeschehen. Ein Bericht von EU-Diplomaten aus Moskau resümierte demnach das Treffen zwischen Russlands Staatschef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump im Juli in Helsinki als "erfolgreich (zumindest für Putin)".
Ein anderer Bericht gibt detailliert Auskunft über ein Gespräch mit Chinas Staatschef Xi Jinping, in dem sich Xi über Trumps Agieren im Handelsstreit ausließ. Demnach warf Xi den USA vor, "sich zu verhalten, als ob es ein Ringen in einem Freestyle-Boxkampf ohne Regeln wäre". Chinas Staatschef habe angekündigt, diesem "Terror" nicht nachzugeben.
Zahlreiche weitere Berichte drehen sich um den Krieg in der Ostukraine und den Konflikt zwischen Kiew und Moskau. In einem Text vom Februar werde gewarnt, Russland habe womöglich atomare Gefechtsköpfe auf der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim stationiert.
Die Sicherheitslücke bei der EU-Behörde habe das Unternehmen für Internetsicherheit Area 1 entdeckt, berichtete die Zeitung weiter. Dem Unternehmen zufolge seien die Hacker über eine einfache Pishing-Attacke in das Netzwerk eingedrungen. Die Methoden des Angriffs ähnelten laut Area 1 den Methoden einer Eliteeinheit des chinesischen Militärs.
Das Generalsekretariat des Rats der EU zeigte sich besorgt und erklärte, der Fall werde untersucht. Weitere Angaben zu den Anschuldigungen oder konkreten Maßnahmen machte die Behörde nicht. Zugleich versicherte sie, die Sicherheit ihrer Einrichtung und IT-Systeme "extrem ernst" zu nehmen.
Der mutmaßliche Hackerangriff verstärkte die Sorge vor Cyberattacken auf die europäischen Parlamentswahlen im Mai kommenden Jahres. Allerdings ist das Ausmaß des mutmaßlichen Angriffs weitaus geringer als etwa die Veröffentlichung geheimer Dokumente des US-Außenministeriums durch die Enthüllungsplattform Wikileaks im Jahr 2010.