Amazon verzehnfacht Quartalsgewinn - und enttäuscht seine Anleger
Der US-Internethandelsriese Amazon hat für das dritte Quartal einen massiven Gewinnzuwachs vermeldet. Mit 2,9 Milliarden Dollar (rund 2,5 Milliarden Euro) lag der Gewinn mehr als zehn Mal so hoch wie im Vorjahreszeitraum, als der Versandhändler 256 Millionen Dollar erzielt hatte. Der Umsatz summierte sich auf 56,6 Milliarden Dollar, wie Amazon am Donnerstag mitteilte. Das sind rund 29 Prozent mehr als die 43,7 Milliarden des dritten Quartals des Vorjahres.
Analysten hatten jedoch noch stärkere Zahlen erwartet. Der Aktienkurs gab im nachbörslichen elektronischen Handel kräftig nach. Amazon bleibe zweifellos ein "Gigant auf dem Online-Markt", erklärte Neil Saunders von GlobalData Retail. "Gleichwohl werden andere besser darin, diese Dominanz anzuknabbern", fügte er mit Blick etwa auf die US-Handelskonzerne Walmart und Target hinzu, die ihren Druck auf Amazon zuletzt erhöht hatten. Online-Käufer verteilten ihre Ausgaben inzwischen breiter auf mehrere verschiedene Internetangebote als noch ein Jahr zuvor, sagte Saunders.
Weiterhin stark profitiert Amazon vom Cloud-Geschäft, bei dem Unternehmen oder Privatleuten Dienstleistungen wie etwa Speicherplatz oder Software über das Internet angeboten werden. Die Erträge dank der Datenwolke bezifferte Amazon für das dritte Quartal auf 2,1 Milliarden Dollar - fast doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.
Amazon-Chef Jeff Bezos, der durch den Erfolg seines Unternehmens in diesem Jahr Microsoft-Gründer Bill Gates den Rang als reichster Mensch der Welt ablief, bekräftigte zur Vorstellung der Zahlen, dass Amazon "nicht langsamer" werde. Amazon Business - der Online-Marktplatz des Unternehmens für Geschäftskunden - gewinne "rasch" neue Kunden hinzu, "darunter große Bildungsinstitutionen, lokale Regierungen und mehr als die Hälfte der Fortune 100", sagte Bezos. Die Fortune-Liste umfasst die größten US-Unternehmen.
In der Kritik steht Amazon allerdings immer wieder wegen des Vorwurfs schlechter Arbeitsbedingungen und mangelnder Arbeitsplatzsicherheit. In Deutschland kämpft die Gewerkschaft Verdi seit Jahren dafür, dass die Beschäftigten einen Tarifvertrag bekommen und nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Amazon argumentiert stets, das Unternehmen sei auch ohne Tarifvertrag "ein fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber" und zahle am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich sei.
In den USA kündigte Amazon nach Kritik an den Löhnen des Konzerns zuletzt an, von November an mindestens 15 Dollar pro Stunde zahlen zu wollen. Die Erhöhung betrifft rund 250.000 Beschäftigte und weitere mehr als 100.000 saisonal angestellte Arbeiter, die das Unternehmen voraussichtlich für das Weihnachtsgeschäft anheuern wird. Weltweit hat Amazon ohne Leiharbeiter und Subunternehmer rund 613.000 Beschäftigte.