US-Anklage gegen Hacker: IOC verzichtet auf Verurteilung Russlands
Eine Woche nach der Anklageerhebung gegen sieben Agenten des russischen Geheimdienstes GRU durch US-Behörden hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Vorwürfe als "sehr beunruhigend" bezeichnet, auf eine direkte Verurteilung Russlands aber verzichtet.
Das IOC nehme die Details der Anklage "sehr ernst, unser Sicherheitsteam untersucht die Einzelheiten", teilte ein IOC-Sprecher dem SID auf Anfrage mit. Man hoffe auf weitere Informationen der US-Ankläger. In dem Statement wurde Russland mit keinem Wort erwähnt.
In der vergangenen Woche war Russland wegen diverser Hacker-Attacken durch Agenten des Militärgeheimdienstes international geächtet worden. Ziele der Attacken waren vor dem Hintergrund des russischen Staatsdopingskandals unter anderem zahlreiche Sportorganisationen wie der Fußball-Weltverband FIFA, die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der Leichtathletik-Weltverband IAAF. Das IOC, das in der Stellungnahme betonte, in der Vergangenheit Ziel "zahlreicher Angriffe" gewesen zu sein, war in diesem konkreten Fall offenbar nicht von den Cyber-Attacken betroffen.
In der vergangenen Woche hatte das IOC mit Verweis auf fehlende Informationen zunächst auf einen inhaltlichen Kommentar zum Sachverhalt verzichtet. Auch die von einem IOC-Mitglied angeführte WADA, laut Anklage eines der Hauptangriffsziele der russischen Hacker, reagierte verhalten und verzichtete auf eine Verurteilung Russlands.
Beide Organisationen waren in der Vergangenheit immer wieder wegen ihrer Russland-Nähe kritisiert worden. Die WADA hatte die russische Anti-Doping-Behörde RUSADA erst kurz vor der Anklageerhebung der US-Behörden trotz scharfer Kritik wieder für "compliant" (regelkonform) erklärt, nachdem sie wegen des Staatsdopingskandals ausgeschlossen worden war.