Deutschland: Netzbetreiber senken voraussichtlich die Netzentgelte
Die Netzbetreiber werden die Netzentgelte nächstes Jahr voraussichtlich deutlich senken. In der Spitze gehen die Gebühren um bis zu einem Viertel zurück, wie die vier Betreiber Tennet, 50Hertz, TransnetBW und Amprion aktuell mitteilten. Allerdings werde das auf die gesamte Stromrechnung von Verbrauchern kaum Auswirkungen haben. Der Grund ist, dass ein Teil der Kosten einfach von einem Rechnungsposten in einen anderen wandert.
Dabei handelt es sich um die Ausgaben der Netzbetreiber für den Anschluss von Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee. Waren diese bisher Teil der Netzentgelte, müssen Verbraucher sie künftig mit der sogenannten Offshore-Netzumlage bezahlen.
Weiterer Grund für die Veränderung der Netzentgelte ist die schrittweise Vereinheitlichung. Bis 2023 sollen die Gebühren bundesweit angeglichen werden. Während Verbraucher in Regionen mit hohen Netzentgelten davon profitieren, müssen Verbraucher, die bisher weniger für die Netznutzung zahlten, künftig stärker in die Tasche greifen.
Die Auswirkungen auf die Stromrechnung sind aber relativ gering, wie das Unternehmen Tennet vorrechnet. Tennet betreibt Netze von Schleswig-Holstein bis Bayern. Für einen durchschnittlichen Haushalt in seinem Gebiet mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden würden die Entgelte für das Übertragungsnetz um knapp fünf Prozent auf rund 75 Euro sinken.
Deutlicher stärker profitieren hingegen Industriebetriebe. Bei einem Jahresverbrauch von insgesamt rund 300 Millionen Kilowattstunden im Jahr müssten sie neun Prozent weniger zahlen - das wären 5,8 Millionen Euro, rechnete Tennet vor.
Das Unternehmen TransnetBW aus Baden-Württemberg meldet durchschnittlich sechs Prozent niedrigere Netzentgelte. Amprion aus Westdeutschland wird seine Gebühren im Schnitt um 20 Prozent senken, 50Hertz aus Ostdeutschland gar um 23 Prozent.
Auch bei 50Hertz werden das Privathaushalte allerdings kaum spüren. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden werde nur rund zehn Euro sparen, da die Netzentgelte gerademal fünf Prozent der gesamten Stromrechnung ausmachen. Bei Industriekunden wie Stahlwerken liegen die Ersparnisse nach Unternehmensangaben aber im Millionenbereich.