Bitkom fordert Nachbesserungen der Datenschutz-Grundverordnung
Hundert Tage nach Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU hat der Branchenverband Bitkom erhebliche Nachbesserungen an dem neuen Regelwerk gefordert. "Die Grundverordnung unterscheidet nicht zwischen einem Startup, dem gemeinnützigen Verein und einem internationalen Großkonzern", sagte Verbandspräsident Achim Berg nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. Hier und auch bei weiteren Punkten müsse die DSGVO nachgebessert werden.
Nach Angaben des Verbands betrachten zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland den Datenschutz als Hindernis beim Einsatz neuer Technologien. "Wer einen bedeutenden Teil seiner Ressourcen darauf verwenden muss, juristische Risiken aus Datenschutzvorgaben zu vermeiden, überlegt sich den Einsatz neuer Technologien künftig zweimal", sagte Berg hierzu weiter.
Außerdem sei mit der DSGVO "immer noch vieles verboten", etwa im Gesundheitsbereich. "Wenn in Deutschland jedes Jahr 19.000 Menschen an Medikamentenunverträglichkeit sterben, dann oft nicht deshalb, weil Informationen zu den Unverträglichkeiten nicht vorhanden wären, sondern weil diese Informationen nicht zugänglich gemacht werden."
Der Chefjustiziar des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Stephan Wernicke, beklagte in einem Interview, einen "enormen bürokratischen Aufwand" für Unternehmen. Die Nachfrage nach Schulungen bei den IHKs bleibe hoch. Die DSGVO war Ende Mai in Kraft getreten. Die Regeln machen Unternehmen und Organisationen europaweit gültige Vorgaben für die Speicherung von Daten. Kunden und Nutzer bekommen gleichzeitig mehr Möglichkeiten, gegen Missbrauch vorzugehen.