Datenschützer sind wegen der DSGVO "arbeitstechnisch am Limit"
Die neuen EU-Datenschutzregeln führen zu einer deutlichen Mehrbelastung bei den Datenschützern. Die Mitarbeiter seien "arbeitsmäßig am Limit", sagte der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar in einem Interview Dienstag. "Die Aktenberge sind jedenfalls schlagartig angewachsen und die Abarbeitung kommt kaum hinterher."
Die neuen Datenschutzregeln der EU waren am 25. Mai endgültig in Kraft getreten. Sie machen Unternehmen und Organisationen europaweit gültige Vorgaben für die Speicherung von Daten. Kunden und Nutzer bekommen gleichzeitig mehr Möglichkeiten, gegen Missbrauch vorzugehen. Kleinere Betriebe, Vereine und Ehrenamtliche meldeten aber auch immer wieder Sorgen vor missbräuchlichen Abmahnungen an.
Bis zum 8. Juni registrierte Caspars Behörde nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, etwa 140 Beschwerden wegen DSGVO-Verstößen. "Daneben gab es über ein Dutzend Beratungen Betroffener und etwa 70 sonstige Eingänge mit Datenschutz-Bezug", sagte der Behördenchef. Dabei seien zahlreiche Eingänge auf Verunsicherung oder auf Fehlinformation zurückzuführen.
Auch die Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Marit Hansen, berichtete über ein hohes Beschwerdeaufkommen. Im Schnitt gingen bei ihrer Behörde täglich etwa 25 bis 30 Beschwerden zu vermeintlichen DSGVO-Verstößen ein, sagte sie der Zeitung. Dabei gehe es etwa um unzureichende Datenschutzhinweise beim Einsatz von Videoüberwachung oder Webcams im öffentlichen Raum, fehlende oder veraltete Datenschutzerklärungen auf Webseiten oder unverlangt zugesandte E-Mails oder Kundeninformationen. Auch das Beratungsaufkommen sei hoch.