Vodafone fordert mit Unitymedia-Kauf Deutsche Telekom heraus
Mit der milliardenschweren Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unitymedia fordert Vodafone die Deutsche Telekom heraus. Durch den Deal, dem die Kartellbehörden allerdings noch zustimmen müssen, entstehe ein "starker, bundesweiter Wettbewerber", der Deutschland einen "digitalen Schub" verleihe, erklärte Vodafone aktuell nach Information von BELRINER TAGESZEITUNG (BTZ). Bis zum Jahr 2022 will das Unternehmen 25 Millionen Haushalte und damit bis zu 50 Millionen Menschen mit Gigabit-Internet versorgen.
Der britische Telekommunikationsriese vereinbarte mit der Unitymedia-Mutter Liberty Global, die Kabelnetze von Unitymedia in Deutschland, Tschechien, Ungarn und Rumänien für 18,4 Milliarden Euro zu übernehmen. In Deutschland erwirbt Vodafone damit die Kabelnetze von Unitymedia in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2013 hatte Vodafone bereits den Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland übernommen.
Mit der Unitymedia-Übernahme könne nun "erstmals ein in allen Bundesländern mit eigener Infrastruktur vertretener Wettbewerber zur Deutschen Telekom entstehen", erklärte Vodafone. Auch mehr als 20 Jahre nach der Liberalisierung des alten Postmonopols beherrsche der Konkurrent "noch 75 Prozent aller Endkundenanschlüsse im Zugangsmarkt".
"Wir wollen die Telekom herausfordern", sagte Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter nach BTZ-Information. Richtigen Wettbewerb gebe es "nur zwischen Anbietern, die auf Augenhöhe sind". Die kleineren Kabelnetzbetreiber, die Vodafone jetzt übernehme, hätten dies einzeln nicht leisten können.
Davon profitieren sollen nach Angaben von Vodafone vor allem die Verbraucher. Für diese bedeute der Zusammenschluss "erstmalig großflächig schnelle und bezahlbare Gigabit-Anschlüsse", erklärte Ametsreiter. Bis 2022 sollen bis zu 50 Millionen Menschen Anschluss an die Gigabit-Autobahn erhalten. Rund zwölf Milliarden Euro investiert Vodafone dafür nach eigenen Angaben in den kommenden vier Jahren in den Standort. Die Bundesregierung will erreichen, dass in Deutschland jeder Haushalt bis 2025 einen schnellen Internet-Anschluss hat.
Unitymedia begrüßte die geplante Übernahme. Diese verleihe dem Wettbewerb im deutschen Markt neue Impulse und bringe so Deutschland auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft voran, erklärte Unternehmenschef Lutz Schüler.
Das Vergleichsportal Verivox erklärte, es sei "gut möglich, dass das Kartellamt den Deal unter Auflagen freigibt". Denn durch die Übernahme könne letztlich mehr Wettbewerb erreicht werden: Wenn Vodafone bundesweit Anschlüsse verkaufen könne, ohne Gebühren an die Telekom zu zahlen, könnte dies auch die Telekom zwingen, attraktive Angebote zu machen. "Davon könnten die Kunden letztendlich profitieren", erklärte Verivox-Telekommunikationsexperte Christian Schiele.
Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) warnte hingegen vor einer Einschränkung des Wettbewerbs zu Lasten von Verbrauchern und Unternehmen. Ähnlich wie die Telekom setzten auch die großen Kabelnetzbetreiber auf der letzten Meile auf Kupferkabel und vermieden so "Investitionen in zukunftssichere, reine Glasfaser", kritisierte Breko-Geschäftsführer Stephan Albers. "Nach dem Zusammenschluss besteht die Gefahr, dass jedenfalls Vodafone nicht mehr in den Glasfaserausbau investieren wird."
Da der Wettbewerb durch die geplante Übernahme reduziert würde, sei eine pauschale Genehmigung durch die Kartellbehörden fraglich. Eine Genehmigungsfähigkeit scheine wenn überhaupt nur unter strengen Auflagen denkbar, erklärte der Verband.