Mehrheit der Deutschen lehnt Social Scoring durch Banken ab
Eine Bonitätsbewertung, die auf öffentlich zugänglichen Informationen aus Online-Netzwerken basiert, weckt bei den Deutschen wenig Vertrauen. 56 Prozent der Bundesbürger sehen in diesem sogenannten Social Scoring "eher ein Risiko" für ihre eigene Bonität, wie aus einer Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC hervorgeht, die BERLINER TAGESZEITUNG am Sonntag vorlag. Lediglich elf Prozent glauben, dass sie so womöglich leichter an einen Kredit kommen können.
Beim Social Scoring soll die Kreditwürdigkeit eines Kunden nicht mehr allein anhand seines Einkommens oder des Schufa-Eintrags ermittelt werden, sondern auf Grundlage von Informationen, die der Antragssteller über sich selbst im Internet hinterlässt. "In der Regel werden bis zu 1000 Einzelparameter des Online-Verhaltens analysiert", erklärte PwC-Experte Andreas Hufenstuhl. In Deutschland wird Social Scoring demnach noch nicht eingesetzt.
Banken sollten die Einführung der Rating-Methode künftig "sehr gut abwägen", riet Hufenstuhl. "Denn jenseits der technologischen Fragen hängt der Erfolg neuer Verfahren ganz entscheidend davon ab, ob die Kunden das überhaupt mitmachen."
71 Prozent der Befragten fürchten demnach, dass Finanzdienstleister falsche Schlüsse über sie ziehen könnten. Nur 23 Prozent würden lieber einem Social Scoring zustimmen als eine Schufa-Auskunft vorzulegen - selbst wenn die Daten vertraulich und sachgemäß behandelt würden.
Bei den Jüngeren zeigt sich allerdings ein anderes Bild. So würden 38 Prozent der 18- bis 25-Jährigen auch die nicht-sichtbaren Daten ihrer Profile in den Online-Netzwerken für eine Bank zugänglich machen, wenn sie dadurch womöglich einen günstigeren Kredit erhalten würden. Falls der Kunde detailliert bestimmen kann, welche Daten die Bank sieht und welche nicht, steigt die mögliche Zustimmung gar auf 61 Prozent.
Insgesamt ist die Methode der Mehrheit der Deutschen aber noch unbekannt: Lediglich 31 Prozent gaben an, sie hätten davon bereits gehört. Für die Erhebung wurden im Februar insgesamt 1023 Bundesbürger zwischen 18 und 70 Jahren online befragt.