Deutsche Industrie erwartet große Umsatzsteigerungen durch Digitalisierung
Die deutsche Industrie erwartet von der zunehmend vernetzten Produktion nicht nur große Umsatzsteigerungen, sondern gleichzeitig hohe Einsparungen. Wie eine am Dienstag vorgestellte Befragung der Unternehmensberatung PwC ergab, erwarten die Industriemanager bis 2023 im Schnitt 16,7 Prozent mehr Umsätze - das entspricht hochgerechnet 276 Milliarden Euro. Gleichzeitig wollen sie durchschnittlich 13,4 Prozent Kosten einsparen, was laut PwC-Berechnung für die Gesamtindustrie 186 Milliarden Euro entspricht.
Für die Prognosen wurden weltweit mehr als 1100 Führungskräfte im Digitalbereich von größeren Industrieunternehmen befragt, mehr als 100 davon aus Deutschland. Die meisten der befragten Unternehmen kamen aus der industriellen Fertigung wie etwa Maschinenbau, gefolgt von Konsumgütern und dem Anlagenbau. Die Studienautoren rechneten die Ergebnisse für einzelne Weltregionen gewichtet hoch.
Demnach erreicht nur ein Prozent der deutschen Industrieunternehmen nach PwC-Einteilung die globale Spitze in Sachen Digitalisierung. Dazu gehören etwa der Autobauer Daimler, der Autozulieferer Bosch und der Chemiekonzern BASF.
In Asien hingegen gehören 19 Prozent der Unternehmen zur vernetzten Weltspitze. "Asien hat gegenüber Amerika und Europa einen klaren Vorteil und kann Digitalstrukturen neu aufbauen", sagte Studienautor Reinhard Geissbauer. "Dadurch müssen Firmen aus dieser Region weniger in die Transformation von Altsystemen bei Produktionsanlagen, IT-Systemen oder der traditionellen Belegschaft investieren."
Hinten dran sind die deutschen Firmen etwa bei der Vernetzung der Produktionsstufen sowie beim Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz. Letztere wird derzeit nur von sieben Prozent der deutschen Industrieunternehmen eingesetzt, aber von 15 Prozent der asiatischen Konkurrenz.
Vorreiter sind die Deutschen im Bereich sogenannter Produktionsleitsysteme, die eine Steuerung der Produktion in Echtzeit erlauben. 56 Prozent der deutschen Unternehmen arbeiten bereits mit hochentwickelten Systemen, aber nur 48 Prozent der Asiaten. Für die Zukunft setzen viele deutsche Unternehmen auf vorausschauende Wartungssysteme. Etwa ein Drittel hat in diesem Bereich ein laufendes oder geplantes Projekt.
Problematisch ist für die Unternehmen, dass sie kaum geeignetes Personal finden. So sagen nur 27 Prozent der deutschen Firmen, dass ihre Mitarbeiter die erforderlichen Qualifikationen für die digitale Zukunft hätten. Bei den asiatischen Firmen sind es 34 Prozent. 26 Prozent der deutschen Manager gaben an, stark in Fortbildungen zu investieren, während das 35 Prozent der asiatischen Firmen tun.
Die Automatisierung könnte nach Ansicht der Manager auch eine Chance für den Industriestandort Deutschland sein. So glauben zwei Drittel, dass sie in den nächsten fünf Jahren durch die Digitalisierung die Produktion in Deutschland hochfahren werden. Knapp die Hälfte gab an, mehr qualifizierte Mitarbeiter einstellen zu wollen.